Unsere diesjährige Keniareise fand im November 2022 statt. Es war ein sehr intensiver und berührender Aufenthalt.
Aufgrund der langanhaltenden Dürre ist die Situation vor Ort dramatisch, und zwar in allen drei Schulen. Insbesondere Immpirrishi macht uns grosse Sorgen, als wir dort die einzige Organisation sind, die wenigstens ab und zu vorbeikommt und sich um die Schüler kümmert.

Schule Iloshon
Iloshon befindet sich im Rift Valley circa 10 km von Mile 46 entfernt. Die Primarschule von Iloshon wird von 423 Schülern besucht. Die Bevölkerung von Iloshon leidet extrem unter der Dürre, allerdings sind dort mehrere internationale Organisationen bereits aktiv geworden, die unter anderem ein Bohrloch gemacht haben und auch für die Schule einen 100 m3 Wassertank und Waschstationen zur Verfügung gestellt haben. Nichtsdestotrotz finden auch in Iloshon die Tiere in der Savanne nicht mehr genügend Futter und es müssen Strohballen als Futter für die Tiere zugekauft werden. Der Preis für die sehr abgemagerten Kühe und Ziegen ist auch gefallen. Die schwachen Tiere erzielen derzeit Preis von ca. 1.000 KES und früher konnten zwischen 40.000 und 60.000 KES damit erzielt werden.
Im Gegensatz dazu sind die Preise für die Grundnahrungsmittel wie Ugali, Kohl, Maismehl, Bohnen, Zucker, Salz und Kochöl inflationsbedingt massiv angestiegen. Auch die Transportpreise sind von der Teuerung betroffen.
Auf Anfrage der Deputy Head Teacher und des Head Teachers sponsern wir jetzt für die letzten paar Wochen des Semesters ein tägliches Mittagessen in der Schule, was dazu beiträgt, dass die Kinder regelmässig in die Schule kommen. Laut Aussagen der Lehrer kommen die Kinder komplett dehydriert, hungrig und müde in der Schule an und sind teilweise nicht unterrichtbar. Beim Abschiedsrundgang durch alle Klasse, sind in PP1 und PP2 die Kinder mit den leeren Schüsseln in der Hand da gesessen, da sie bereits auf das bevorstehende Mittagessen gewartet haben. Dieses Essen ist oft die einzige Mahlzeit pro Tag, die diese Kinder derzeit bekommen.
Die Primarschule von Iloshon wird von 450 Schülern besucht. Die Einführung des neuen Lehrplanes macht auch in Iloshon Änderungen notwendig. So ist eine italienische NGO daran, zwei Klassenzimmer für die Junior High School zu errichten und es gibt den Plan für die Errichtung einer benötigten Sekundarschule. Allerdings ist derzeit kein Budget für die Errichtung eines Labors vorhanden. Regierungsauflagen erfordern aber die Existenz eines Labors, um die Sekundarschule offiziell registrieren zu können.
Die Schule verfügt in Iloshon über ein Boardingmöglichkeit für ca. 70 Mädchen im von uns gebauten Nasaru Lernzentrum für Masai Mädchen. Wir bieten dort auch Nähkurse für Schülerinnen und Mamas an, die auch sehr gut angenommen werden. Derzeit sind 53 Mädchen für das Boarding eingeschrieben, wovon wir 25 unterstützen.
Unser Ziel ist, dort auch eine Krankenstation und einen Coiffeur/Barbershop zu errichten, um den Schülerinnen weitere Berufsperspektiven aufzuzeigen und auch beizubringen.
Darüber hinaus würden wir gerne auch für die männlichen Schüler eine Perspektive aufzeigen und planen, einzelne Schüler in das Masai Technical Institute nach Kajiado zu senden.
Es boarden auch einige Jungs, und zwar in einer der ehemaligen Lehrerunterkünfte und unter sehr fragwürdigen hygienischen Bedingungen.
Die Gemeinde Iloshon wird von verschiedenen gemeinnützigen Organisationen unterstützt und betreut. So ist in den letzten zwei Jahren ein Bohrloch errichtet worden, welches unter anderem einen 100m3 Wassertank für die Schule speist. Die permanente Präsenz von Wasser hilft sehr. Das Problem ist allerdings, dass das Vorgehen der Organisationen nicht konzertiert, sondern punktuell und scheinbar erratisch ist.

Schule Immpirrishi
Immpirishi Primary School befindet sich in Tinga, Kiserian. Rund um die Schule leben ca. 800 Familien, d.h. ca. 5.600 Personen. An der Schule sind derzeit 217 Schüler eingeschrieben, allerdings kommen nur 169 halbwegs regelmässig in die Schule.
Diese Gegend leidet sehr unter der nun über 2 Jahre anhaltenden Dürre. Die Eltern und auch die Kinder müssen mit ihren Tieren immer weitere und längere Wege auf der Suche nach Wasser auf sich nehmen.
Wir sind derzeit die einzige Organisation, die regelmässig hingeht, um Wasser, Essen und Aufklärung über FGM zu machen. Wir sind dort seit zwei Jahren aktiv.
Die Schule verfügt über kein Wasser, die Klassenzimmer bestehen aus Wellblech, das sich unter der Sonne aufheizt. Sie sind in einem schrecklichen Zustand und in den Klassen trifft man häufig auf Schlangen und Ameisen bauen in den Ferien ihre Haufen dort. Termiten fressen die Schulbücher auf.
Wir unterstützen derzeit 12 Mädchen in dieser Schule, die Opfer von FGM wurden, mit dem Ziel diese zu Botschafterinnen gegen FGM und Vorbilder für die anderen Mädchen zu machen. Drei der Mädchen werden nächstes Schuljahr in die Sekundarschule kommen, wobei wir sie unterstützen werden. Darüber hinaus kommt eine Mitarbeiterin von uns jeden zweiten Monat mit einer Lebensmittellieferung für die Eltern vorbei. Wir haben anlässlich unseres Besuches auch Lebensmittel und Geschenke für die Lehrer (Bohnen, Reis, Öl zum Kochen, Salz, Zucker, Seife, Waschpulver), Schreibhefte für die Kinder und eine Wasserlieferung mitgebracht.
Diese Schule wurde dringend einen Brunnen oder einen grossen Wassertank benötigen. Darüber hinaus ist der nächste Shop einen Fussmarsch von 3 Stunden entfernt – er befindet sich in Tinga. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung dort ist inexistent, FGM wird praktiziert und die hygienischen Bedingungen sind menschenunwürdig. Wir sind auch mit der Beschneiderin/Hebamme im Kontakt und haben ihr Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe und Einwegklingen für Geburten gebracht.

Schule Kings & Queens of Rehoboth
Diese Schule ist eine Privatschule in den Slums von Kitengela (Noonkopir). Im Gegensatz zu Europa sind in Kenia die Privatschulen für besonders arme Kinder deren Eltern sich das Schulgeld nicht leisten können.
Diese Schule befindet sich direkt hinter einer grossen Müllhalde, wo einige Eltern der Kinder untertags nach Verwertbarem suchen. Diese Müllhalde stinkt bestialisch und es steigen Dämpfe auf, die sicher nicht gesund sind. Daneben suchen magere Kühe nach Essbarem und die Aasgeier warten auch auf ihre Chance.
In dieser Schule sind derzeit 170 Kinder, darunter auch Flüchtlinge aus Kongo und Kinder aus den umliegenden Slums. Die Absenzenrate ist sehr hoch, wobei es verschiedene Gründe dafür gibt. Einer der Gründe ist Periodenarmut, d.h. die Mädchen besitzen keine Unterhosen und haben auch keinen Zugang zu Binden und müssen daher für die Dauer ihrer Periode zuhause bleiben. Darüber hinaus haben die Eltern der Kinder oft nicht einmal Geld, um ihren Kindern regelmässig Wasser und Essen zur Verfügung zu stellen. Viele Kinder kommen sehr schmutzig in die Schule und einige von ihnen waschen sich sogar in der Schule. Nicht alle Kinder tragen Schuluniformen, obwohl das in Kenia obligatorisch ist und im Falle der Überprüfung der Schule durch die Behörden würde das ein sehr schlechtes Bild auf die Schule werfen und auch ein Grund für eine weitere Überprüfung sein.
Es handelt sich um eine vom Staat anerkannte Privatschule, die allerdings keinerlei Unterstützung durch den Staat bekommt. Vor kurzem wurde in Kenia ein neuer Lehrplan eingeführt, was zur Folge hat, dass die Schüler neue Schulbücher brauchen. Weiters sind auch praktische Fächer wie z. B. Hühner halten und stricken Teil des neuen Curriculums. Dies ist zwar sehr begrüssenswert, allerdings ist auch hier das Geld für die benötigten Materialien (Strick- und Häkelnadeln und Wolle) nicht verfügbar.
Einige der Kinder können auch – trotz guter Schulleistungen – nicht ihre Abschlussprüfung machen, da sie keine Geburtsurkunden haben.
Die Schule verfügt über einen Wassertank, nicht aber regelmässig über die finanziellen Mittel, um Wasser zu kaufen. Regelmässige Mahlzeiten in der Schule erhöhen auch die Motivation der Eltern, die Kinder in die Schule zu senden.
Weiters schreibt die Regierung einen grossen Raum für die Durchführung der Abschlussprüfungen vor, da eine externe Person die Prüfungen überwacht und die Tische in einem Abstand von über 1 m voneinander aufgestellt werden müssen.

Probleme in dieser Schule

  • Absenzen
  • Periodenarmut
  • Eltern, die Analphabeten sind
  • Fehlende Geburtsurkunden
  • Schulbücher und Unterrichtsmaterialien sind nicht vorhanden
  • Verfügbarkeit von Schuluniformen, Unterhosen, Socken und Schuhen
  • Geld für Essen und Wasser in der Schule
  • Fehlen eines regelmässigen Sponsors/Unterstützers für die Bezahlung der Fixkosten (Miete, Lehrer, Schuluniformen, Frühstück und Mittagessen für die Kinder)
  • Häusliche Gewalt bei vielen Familien zuhause: Angesichts der mehr als beengten und wirklich furchtbaren Wohnverhältnissen auch kein Wunder.

In den in der Savanne entlegen gelegenen Schulen gibt es sehr viele Probleme, allerdings sind diese im gleichen Ausmass im Slum von Kitengela vorhanden, wobei hier zusätzlich noch die extrem beengten Wohnverhältnisse für noch grössere Spannungen in den Familien führen als in der Savanne, wo die Menschen sich eigentlich einen Grossteil der Zeit im Freien aufhalten.
Die Schule in Kitengela wird ausschliesslich durch Spenden finanziert. Vor Corona gab es viele Freiwillige, die eine Patenschaft für ein Kind übernommen hatten. Coronabedingt sind viele dieser Paten abgesprungen und die Schule ist massiv in ihrer Existenz bedroht. Wir werden daher ab 2023 die Fixkosten für den Erhalt der Schule in Kitengela übernehmen.

Nach all diesen tollen und berührenden Begegnungen sind wir uns bewusst, dass wir eine Herkulesaufgabe vor uns haben. Aber, wir wissen auch, dass wir unglaublich viel an Liebe bekommen und vor allem: We will be back!