Afrika Nasaru Lernzentrum

Kinderehe

Am 10. Februar 2019 wird der Welttag der Ehe gefeiert. An diesem Tag soll die Ehe als Grundlage von Familie und Gesellschaft gefeiert werden. Ausserdem soll dieser Tag Werte wie Treue und Opferbereitschaft und die Freude des täglichen Ehelebens würdigen.

Wie aber empfinden Minderjährige ihr Eheleben bzw. welche Auswirkungen hat es auf das Leben von verheirateten Minderjährigen – in den meisten Fällen Mädchen? Welche Auswirkungen hat die Verheiratung von Minderjährigen auf eine Gesellschaft?

Von Kinderehe oder Kinderheirat spricht man bei Eheschliessungen zwischen einem volljährigen, meist männlichen, Ehepartner und einem Mädchen im Kindesalter. Aufgrund des Fehlens einer verbindlichen internationalen Definition von Kinderehe, wird oft die Definition der UN-Kinderrechtskonvention herangezogen, die unter Kinderheirat eine Eheschliessung versteht, bei der mindestens einer der Partner das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.

Laut UNICEF werden jährlich 12 Millionen Mädchen früh verheiratet – mit dramatischen Folgen:

Diese Mädchen verlieren ihre fundamentalen Rechte auf Schutz, Gesund-heit, Bildung, Spiel und Erholung.

Sobald aus Mädchen Ehefrauen werden, ist ihre Kindheit zu Ende. Sex, Mutterschaft und die Verantwortung für den Haushalt bestimmen ab sofort ihr Leben.

Darüber hinaus stellen Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt ein grosses Risiko für diese Altersgruppe dar, da ihre Körper noch nicht ausreichend für die Belastung durch Schwangerschaft und Geburt entwickelt sind.

Das Risiko bei der Geburt zu sterben ist für Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren doppelt so hoch wir für Frauen in ihren 20er Jahren. Für Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren ist das Risiko sogar fünfmal so hoch.
Jährlich sterben weltweit 50,000 Mädchen durch Geburt oder Schwangerschaft. Ausserdem ist das Risiko, dass ein Kind tot zur Welt kommt oder in der ersten Lebenswoche stirbt bei Müttern zwischen 15 und 19 Jahren um 50% höher als bei Müttern zwischen 20 und 29 Jahren.

Auffallend ist auch, dass die 20 Länder mit der höchsten Rate an Kinderehen auch Länder sind, die jeweils ein extrem geringes per capita Bruttoinlandsprodukt aufweisen. Es drängt sich also auch der Schluss auf, dass Kinderehen sich auch auf die Entwicklung von Gesellschaften negativ auswirken.

20 Länder mit der höchsten Rate an Kinderehen *

LandAnzahl Kinderehen
in %
BIP per capita **
Niger76%$1’200
Zentralafr. Rep.68%$700
Tschad68%$2’300
Mali55%$2’200
Bangladesch52%$4’200
Burkina Faso52%$1’900
Guinea52%$2’200
Südsudan52%$1’600
Mosambik 48%$1’300
Indien47%$7’200
Malawi46%$1’200
Somalia45%NA
Nigeria43%$5’900
Eritrea41%$1’600
Äthiopien41%$2’200
Madagaskar41%$1’600
Nicaragua41%$5’900
Uganda40%$2’400
Sierra Leone39%$1’600
Kamerun38%$3’700

*Prozentsatz Frauen zwischen 20 und 24 Jahre, die vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet wurden.
** Schätzung 2017
*** Wachstum 2017 im Vergleich zum Vorjahr
Quelle: UNICEF, State of the World’s Children, 2016; Basiert auf Clusteranalysen mit mehreren Indikatoren, Demographischen und Gesundheitsberichten und anderen nationalen Berichten und bezieht sich auf die jeweils aktuellsten Berichte aus den Jahren 2008 – 2014; CIA Factbook, www.cia.gov

In einer Pressemitteilung vom 6. März 2018 spricht die UNICEF von einem weltweiten Rückgang der Verbreitung von Kinderehen in den letzten zehn Jahren um 15 Prozent. Allerdings sind weltweit immer noch mehr als 150 Millionen Mädchen gefährdet. Die Abschaffung der Kinderehe ist eines der Globalen Entwicklungsziele für 2030, d.h. die Fortschritte müssen deutlich beschleunigt werden.

So wie Anju Malhotra, die UNICEF Expertin Genderfragen sagt: «Jede verhinderte Kinderehe gibt einem weiteren Mädchen die Chance, ihr Potenzial zu entfalten».

Kinderehe ist eine Menschenrechtsverletzung!

Die Organisation girlsnotbrides.org schätzt, dass in Kenia 4% aller Mädchen vor ihrem 15. Geburtstag und 23% aller Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet werden. Die UNICEF Studie „State of the World’s Children, 2016“ beziffert die Zahl der kenianischen Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden, auf 482.000! Mädchen in ländlichen Gebieten sind doppelt so häufig davon betroffen als Mädchen in urbanen Gebieten.

Deshalb möchten wir den Mädchen in Iloshion helfen!


Ihnen soll das Schicksal einer Kinderehe erspart bleiben und wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, ihre Schulausbildung zu vollenden. Deshalb haben wir 2018 mit dem Bau des Nasaru Lernzentrums für Massai-Mädchen begonnen.
Dieses Lernzentrum steht kurz vor der Fertigstellung und bietet Platz für 72 Mädchen. Nun planen wir noch die Errichtung eines Gemüsegartens, damit die Mädchen Zusatzqualifikationen erhalten und ausserdem lernen, sich selbst und ihre zukünftigen Familien gesünder zu ernähren. Ein Hühnerstall soll das Lernzentrum vervollständigen. Eier und Hühner stellen nicht nur eine nährreiche und gesunde Ergänzung des kärglichen Speiseplans dar, sondern darüber hinaus auch eine potentielle zukünftige Erwerbsquelle.

Für die Erweiterung des Nasaru Lernzentrums für Massai-Mädchen um einen Gemüsegarten und einen Hühnerstall brauchen wir noch Spenden! Jede Spende zählt – egal wie gross oder klein sie ist!

DANKE!

Quelle: Titel- und Beitragsbild
Eine junge Schaupielerin spielt eine 10-Jährige, die mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet wird. Das Foto entstand im Rahmen einer „Amnesty International“-Aktion gegen Kinderehen
Foto: AFP