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Erfolgreiche Elternversammlung in Iloshon – WeCare-Association im Fokus

Besuch in Iloshon im Juli 2023: Erfolgreiche Elternversammlung und positive Entwicklungen

In Iloshon, einem von uns regelmässig besuchten Ort in Kenia, hat kürzlich eine erfolgreiche Elternversammlung stattgefunden. Der neu angekommene Schuldirektor Mr. James lud Agnes Gitonga, Mitglied der WeCare-Association, erstmals zu diesem wichtigen Treffen ein. Die Versammlung fand auf Englisch statt und behandelte verschiedene Themen, darunter die Arbeit der WeCare-Association, die Problematik von FGM und Teenager-Schwangerschaften sowie die Leistung der Mädchen. Zudem wurden Herausforderungen wie gestiegene Lebensmittelpreise und der Bedarf an einem Drucker für die Schule diskutiert.

WeCare-Association setzt sich gegen FGM und Teenager-Schwangerschaften ein

Die Mitglieder der Elternversammlung äußerten sich äußerst positiv über die Arbeit der WeCare-Association. Insbesondere die Themen FGM (weibliche Genitalverstümmelung) und Teenager-Schwangerschaften wurden intensiv diskutiert. Die Versammlung war sich einig, dass diese Probleme bekämpft werden müssen, um den Mädchen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Neue Anforderungen für das Programm und steigende Lebensmittelpreise

Ein weiteres Thema der Versammlung war die Leistungsbereitschaft der Mädchen, die für eine Aufnahme in das Programm der Schule erforderlich ist. Es wurde beschlossen, dass neue Mädchen sowohl über eine gewisse Leistungsbereitschaft als auch aus armen Verhältnissen stammen müssen. Zudem wurde aufgrund der stark gestiegenen Lebensmittelpreise eine Erhöhung der Kosten für den Aufenthalt im Nasaru Wohnheim diskutiert. Dieses Thema wird voraussichtlich in Zukunft zu weiteren Diskussionen führen.

Höherer Verwaltungsaufwand erfordert einen Drucker

Aufgrund des neu eingeführten Curriculums der kenianischen Regierung benötigt die Schule einen Drucker, um den gestiegenen Verwaltungsaufwand bewältigen zu können. Dies wurde von der Schulleitung während der Versammlung angesprochen und wird in naher Zukunft umgesetzt.

Chief Petro als gewählter Vertreter gegen FGM und Teenager-Schwangerschaften

Chief Petro, der gewählte Vertreter der Gemeinde, sprach sich ebenfalls gegen FGM und Teenager-Schwangerschaften aus. Seine Anwesenheit bei der Elternversammlung unterstreicht die Bedeutung dieser Themen für die Gemeinschaft.

Reparatur des Eingangstors und Fertigstellung des Zauns

Das Eingangstor zur Schule wurde von Elefanten auf der Suche nach Wasser zerstört. Die Schule plant nun, das Tor mit Hilfe der Gemeinde zu reparieren. Ein weiteres Thema war der noch immer nicht vollendete Zaun. Das benötigte Material ist bereits vor Ort und die Versammlung hat beschlossen, einige Männer zu mobilisieren, um den Zaun fertigzustellen.

Wertschätzung der Lehrer und Instandhaltungsarbeiten

Die Eltern äußerten ihren Unmut darüber, dass die Lehrer bei Besuchen in Iloshon nützliche Geschenke wie Reis und Ugali Mehl erhalten. Agnes Gitonga konnte jedoch erklären, dass diese Wertschätzung den Lehrern gegenüber zum Wohle ihrer Kinder erfolgt. Zudem wurden positive Entwicklungen in Bezug auf die Instandhaltungsarbeiten an den Abflussrohren der Toiletten und die Ordnung in den Schlafsälen des Wohnheims erwähnt.

Installation einer Regenrinne geplant

Beim Bau des Wohnheims wurde auf die Installation einer Regenrinne verzichtet, was bei Regen zu einer Stagnation des Wassers im Innenhof führt und das wertvolle Wasser nicht auffängt. Um dieses Problem zu lösen, ist geplant, die beiden Firmen, die Regenrinnen anbieten, bei einem nächsten Besuch in Kenia Ende Oktober 2023 zu treffen. Dort sollen die Möglichkeiten und Kosten für die Installation einer Regenrinne besprochen werden.

Stagnierendes Wasser im Innenhof von Nasaru

Abschließend lässt sich sagen, dass der Besuch in Iloshon äußerst positiv verlief. Die Elternversammlung war erfolgreich und es wurden wichtige Themen wie FGM, Teenager-Schwangerschaften und die Leistung der Mädchen diskutiert. Die WeCare-Association setzt sich aktiv gegen diese Probleme ein. Zudem wurden Herausforderungen wie gestiegene Lebensmittelpreise und der Bedarf an einem Drucker für die Schule angesprochen. Die Reparatur des Eingangstors und die Fertigstellung des Zauns sind weitere Projekte, an denen gearbeitet wird. Die Wertschätzung der Lehrer und die positiven Entwicklungen in Bezug auf die Instandhaltungsarbeiten sind ebenfalls erwähnenswert. In Zukunft wird die Installation einer Regenrinne geplant, um das Problem des fehlenden Wasserabflusses zu lösen und das wertvolle Wasser zu sammeln.

Der Besuch in Iloshon zeigt, dass die Gemeinschaft engagiert ist und positive Veränderungen vorantreibt. Die WeCare-Association spielt dabei eine wichtige Rolle und setzt sich für die Bildung und das Wohlergehen der Mädchen ein. Mit weiterer Unterstützung und Zusammenarbeit können noch mehr positive Entwicklungen in Iloshon erreicht werden.

Afrika FGM

Kenia 2023: Aufregende Entwicklungen, die man nicht verpassen sollteFeatured

Neuigkeiten aus den letzten 6 Monaten

Wir sind derzeit in Kenia in drei verschiedenen Schulen tätig, die mit unterschiedlichen Herausforderungen und Problemen zu kämpfen haben.  In allen drei Schulen hat am 03. Juli 2023 das neue Semester begonnen.

REHOBOTH SCHOOL

Seit Anfang 2023 unterstützen wir neu die Rehoboth Schule. Diese Schule befindet sich in Kitengela Noonkopir, dem grössten Slum des Kajiado Districts, direkt neben einer Müllhalde, der „Arbeitsstätte“ von vielen Eltern der Schüler. Die Schule wurde von der fünffachen Mutter Jane Gitonga 2014, mit dem Ziel den armen Kindern aus der Gegend die Möglichkeit zum Schulbesuch zu geben, gegründet. Rehoboth ist eine Privatschule und im Gegensatz zu Europa, sind in Kenia die Privatschulen für die Ärmsten der Armen, da sie dort keine Schulgebühren zahlen müssen. Die Geschichten der Schüler ähneln sich und sind grösstenteils von sexueller und häuslicher Gewalt, HIV und bitterster Armut geprägt. Vor Covid hatte die Schule ca. 170 Schüler, die grösstenteils durch Patenschaften finanziert wurden. Eine Folge der Pandemie ist, dass die Schule einen grossen Teil ihrer Paten verloren hat. Daraufhin konnten die Saläre für die Lehrer nicht mehr garantiert werden und einige verliessen die Schule. Es sammelte sich ein beträchtlicher Mietrückstand an, und der Vermieter drohte bereits mit Rauswurf. Die Anzahl der Schüler war auf 90 gesunken, da die Schule die Eltern um Unterstützung bitten musste, die sich diese nicht leisten konnten.

In dieser Notlage entschied sich die WeCare-Association die Fixkosten der Schule per Januar 2023 zu übernehmen. Den Kindern bekommen nun 7 Tage die Woche drei Mahlzeiten pro Tag. Allein im letzten Monat kamen 20 neue Schüler hinzu und die Gesamtzahl der Schüler beträgt nun wieder 170. Die Zahl der täglichen Krankheitsfälle ist aufgrund der verbesserten Ernährungssituation der Kinder gesunken. Da in dieser Schule nicht mit dem Stock geschlagen wird (eine Praxis, die in Kenia zwar offiziell verboten ist, aber dennoch in vielen Schulen üblich ist), kommen die Kinder gerne in die Schule, da sie dort nicht nur Essen bekommen, sondern auch einen sicheren Hafen haben. Da die Schüler aufgrund unserer Spende auch mit Schulmaterialien und Uniformen versorgt werden, hat sich die Zusammenarbeit mit den Eltern massiv verbessert. Die Motivation der Lehrer ist gestiegen, da sich nicht mehr fürchten müssen, monatelang auf ihr Salär warten zu müssen. Es konnte auch die Anzahl der Lehrer von sieben auf elf gesteigert werden, was sich unmittelbar auf die Qualität des Unterrichts auswirkt und es können jetzt alle Schulfächer unterrichtet werden.

ILOSHON

Wir haben im ersten Semester 2023 Iloshon viermal besucht, wobei im April 2023 der Besuch aufgrund einer gesperrten Strasse auf halber Strecke geendet ist. Die „normale“ Strasse, auf der wir auch bereits mehrfach die Schule in Iloshon besucht haben, war vom Landbesitzer aufgrund von Streitereien mit der lokalen Bevölkerung gesperrt worden. Dies hatte dramatische Auswirkungen auf die Primarschule von Iloshon, die immerhin von 430 Schülern besucht wird. Die Lehrer kamen nicht zur Schule, die Schüler hatten auch teilweise Probleme und natürlich unsere Hilfslieferung musste auch auf halbem Wege von den Schülern abgeholt werden, da die Alternativroute nicht passierbar war. Wir haben Kontakt mit den lokalen Behörden aufgenommen, aber die Mühlen mahlen leider sehr langsam in Kenia. Die Regierung arbeitet an der Fertigstellung der neuen Route. Nur zum Verständnis: Es geht hier nicht um Strassenbau in unserem Sinne, sondern es werden die gröbsten Steine aus dem Weg geräumt, um eine „Piste“ zu schaffen
Darüber hinaus hat Iloshon einen neuen Schuldirektor namens Mr. James. Laut Aussage von Agnes Gitonga ist es ein älterer Masai, der aber sehr offen ist. Er hat versprochen, die Eltern in Bezug auf den Besuch des Nasaru Lernzentrums zu motivieren.
Wir haben auch über die Vizedirektorin Purity die längst notwendige Sanierung der Abflussrohre und den Anschluss der Waschbecken in den „Badezimmern“ von Nasaru organisiert und durchgeführt. Dies war dringend notwendig, da die Abflussrohre der Toiletten im Aussenbereich Löcher hatten und dadurch ein massives Gesundheitsproblem darstellten.
Gute Nachrichten gibt es auch aus dem Nähatelier: Die Nählehrerin Lilian hat es geschafft einige Taschen zu verkaufen. Wir sind nicht sicher, ob diese Verkäufe auch tatsächlich profitabel waren. Aber es ist ein sehr guter Anfang. Allerdings ist Lilian derzeit wieder schwanger und wird bald zu arbeiten aufhören. Wir werden versuchen, eine akzeptable Übergangslösung zu finden.

MPERRISHI

Mperrishi wurde von uns im ersten Halbjahr 2023 viermal besucht. Vorgesehen waren laut Budget nur drei Besuche in diesem Zeitraum, allerdings konnten wir einen Sponsor für zusätzliche 10 Mädchen aus Mperrishi gewinnen. Die Spende deckt nun die dadurch notwendig gewordene höhere Besuchfrequenz ab, die natürlich auch den bereits unterstützten Mädchen zugutekommen wird.
Auch in Mperrishi hat es einen Wechsel bei der Schuldirektion gegeben: Mr. Immanuel wurde ersetzt durch Mr. Reuben. Ausserdem wurde die Anzahl der Lehrer auf total 9 erhöht, was sich für den Lernerfolg der Schüler positiv auswirken wird.
Erfreulich ist auch die Ankunft einer jungen Masai-Lehrerin namens Charity, die den Mädchen gegenüber eine Vorbildrolle einnehmen kann.

Der vollständige Halbjahresbericht kann hier runtergeladen werden.

Wir sehen aber Fortschritte in ganz vielen Bereichen und sind überzeugt davon, dass wir auf dem richtigen Wege sind.
Danke, dass ihr uns auf diesem Weg unterstützt!

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Nun wünsche ich euch allen einen wunderbaren Sommer 2023!

Afrika Brunnenprojekt FGM

Mperrishi – Ein gottverlassenes Dorf?

Mpirrishi Primary School befindet sich in Kajiado County, Keekonyokie Central, Kisamis Zone, und zwar ca. 90 km südwestlich von Nairobi und ca. 20 km vom Oltepesi Trading Centre entfernt.

Derzeit sind 217 Schüler angemeldet, 107 Mädchen und 110 Jungen. Anbei die Anzahl der Studenten pro Klasse:

KlasseMädchenJungenTotal
Kindergarten 1201535
Kindergarten 2332154
1. Klasse152035
2. Klasse101121
3. Klasse14721
4. Klasse6713
5. Klasse11112
6. Klasse4610
7. Klasse5611
8. Klasse235
Total 110107217
Anzahl Schüler Mperrishi Primarschule

Ab der 4. Klasse nimmt die Anzahl der Mädchen pro Klasse dramatisch ab. Der Grund dafür heisst FGM (Female Genital Mutilation), die Mädchen werden verstümmelt und damit als Frauen und heiratsfähig betrachtet. Ebenfalls ab ca. 10 Jahren nimmt auch die Anzahl der Schüler ab, da diese dann alt genug sind, um auf die Tiere aufzupassen.

Die Absenzenrate ist hoch. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  1. Krankheiten insbesondere bei kleineren Kindern
  2. Notwendigkeit die Tiere der Eltern zu hüten, und zwar besonders in Zeiten der Dürre
  3. Entfernung von der Schule
  4. Fehlendes Essen in der Familie

Die Wasserversorgung der Schule ist vom Regenfall abhängig. Aufgrund der nun bereits seit mehr als vier Jahre andauernden Dürre müssen die Eltern dafür bezahlen. Da die Eltern aber bereits durch den Tod ihrer Tiere und die anhaltende Hungersnot belastet sind, ist es für sie fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Es gibt für die Mperrishi Primarschule kein Hilfsprogramm, damit die Kinder in der Schule etwas zu essen bekommen. Die Schüler kommen nach einem langen Schulweg ohne Frühstück hungrig, durstig und müde in der Schule an. Eine weitere Herausforderung für die Lehrer.  

Viele Schüler kommen derzeit auch gar nicht in die Schule, da sie auf der Suche nach einer Pflanze sind, deren Samen von den Ziegen gefressen werden und die bitter schmeckende Pflanze wird von den Menschen gegen den Durst gekaut.

Seit 2021 ist die WeCare-Association regelmässig in Mperrishi. Wir haben dort einen der zwei vorhandenen Wassertanks repariert und zwei weitere 5.000 Liter Tanks gekauft. Seit Anfang 2023 wird die Schule monatlich mit 20.000 Litern Wasser versorgt. Seit wir regelmässig Wasser und auch Essen für die Schule liefern, hat sich die Anzahl der Schüler, die regelmässig die Schule besuchen, erhöht.  

Die Bewohner von Mperrishi sind Angehörige des Massai-Stammes, die traditionellerweise Hirten sind und von der Viehzucht leben. Ein grosser Teil davon sind Frauen und Kinder, da die Massai nach wie vor polygam leben. Männer heiraten bis zu 10 Frauen und es gibt keine Form von Geburtenkontrolle. Es sind dort ca. 500 Bomas (Lehmhütten).

Es gibt in Mperrishi keine medizinische Versorgung. Das nächste Gesundheitszentrum ist 20 km entfernt.

Wir sind derzeit die einzige Organisation, die regelmässig kommt, um Wasser und Essen zu bringen und Aufklärung über FGM zu machen.

Bei unserem Besuch im November 2022 ist uns der desolate Zustand der Schule aufgefallen. Die Klassenzimmer bestehen aus Wellblech, das sich unter der Sonne aufheizt. Sie sind in einem schrecklichen Zustand und in den Klassen trifft man häufig auf Schlangen und Ameisen bauen in den Ferien ihre Haufen dort. Termiten fressen die Schulbücher auf.

Der lange beschwerliche Schulweg, Hunger und Durst haben auch einen negativen Einfluss auf die Leistung der Schüler.

Anbei der Überblick über die Leistung der sechs ältesten von uns unterstützten Mädchen aus den Klassen 7 und 8. Die blau markierten Mädchen besuchen seit Anfange  Februar 2023 die Sekundarschule, wo sie auch wohnen. Wir sind sicher, dass dies einen positiven Einfluss auf die Schulleistung der Mädchen haben wird.

Name1. Trimester 222. Trimester 223. Trimester 22Entwicklung 3./2. Trimester (%)
L. Florence289285267-6
L. Emily282249231-7
Y Victoria247237229-3
S. Rhodah291257239-7
N. Emily283283256-10
S. Abigail302268221-18
Leistung Mädchen in höheren Klassen, altes Notensystem, 500 Punkte ist Maximale Anzahl, alles über 250 ist „positiv“

In den unteren Klassen bietet sich bei den Mädchen leider ein ähnliches Bild. Die Benotung erfolgt hier nach einem neuen System, da in Kenia gerade eine Umstellung des Curriculums und damit auch des Notensystems im Gange ist

Name1. Trimester 222. Trimester 223. Trimester 22
S. Lilian231818
S. Sylvia312728
T. Rose3126nicht verfügbar
K. Joy2724nicht verfügbar
L. Susan242223
S. Purity777
Neues Notensystem: Alles unter 25 Punkten ist unter den Erwartungen, Maximale Punkteanzahl ist 50.

 Die Ergebnisse für Joy und Susan sind aufgrund der Systemumstellung noch nicht verfügbar.

Die schlechte Leistung von Purity ist auf ihre fast vollständige Blindheit zurückzuführen. Wir haben ihren Fall auch bereits mit mehreren Augenärzten in der Schweiz besprochen. Sie bräuchte eigentlich eine Hornhauttransplantation, um wieder sehen zu können. Angesichts der Lebensumstände von Purity ist dies leider nicht möglich.

Wir sind derzeit mit Agnes Gitonga am Abklären, ob es irgendwo eine Perspektive für Purity gibt.

Von allen drei Schulen, die wir auf unserer Reise nach Kenia besucht hatten, ist Mperrishi wirklich am schlimmsten dran. Wir müssen für 2023 unbedingt die Wasserversorgung sicherstellen.  Dies ist keine endgültige Problemlösung, aber zumindest im Moment eine praktikable Lösung. Die Präsenz von Wasser in der Schule ist auch ein starker Motivationsfaktor für die Eltern, die Kinder in die Schule zu schicken.

Die Wasserlieferungen und die Unterstützung der Mädchen durch die WeCare-Association soll die andren Mädchen und die ganze Bevölkerung dazu bewegen, auf FGM zu verzichten. Wir hatten bei unserem Besuch Kontakt mit der Beschneiderin, die auch als Hebamme fungiert. Wir haben ihr Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe und Einwegklingen für Geburten mitgebracht und in Aussicht gestellt, dass wir die Ausbildung ihrer jüngsten Tochter übernehmen, wenn sie im Gegenzug keine Verstümmelungen mehr durchführt.

Wir sind auf der Suche nach Sponsoren für ein Brunnenprojekt für Mperrishi, um die permamente Wasserversorgung der fast 5.000 dort lebenden Menschen sicher stellen zu können.

Wir bitten um Spenden für unser Wasserprojekt in Mperrishi und garantieren, dass jeder Rappen/Cent direkt beim Projekt landet, da alle administrativen Ausgaben durch eine Privatspende gedeckt sind.

Afrika Brunnenprojekt Kenia Kinder Nasaru Lernzentrum

Keniabesuch 2022: Ein Auf und Ab der GefühleFeatured

Unsere diesjährige Keniareise fand im November 2022 statt. Es war ein sehr intensiver und berührender Aufenthalt.
Aufgrund der langanhaltenden Dürre ist die Situation vor Ort dramatisch, und zwar in allen drei Schulen. Insbesondere Immpirrishi macht uns grosse Sorgen, als wir dort die einzige Organisation sind, die wenigstens ab und zu vorbeikommt und sich um die Schüler kümmert.

Schule Iloshon
Iloshon befindet sich im Rift Valley circa 10 km von Mile 46 entfernt. Die Primarschule von Iloshon wird von 423 Schülern besucht. Die Bevölkerung von Iloshon leidet extrem unter der Dürre, allerdings sind dort mehrere internationale Organisationen bereits aktiv geworden, die unter anderem ein Bohrloch gemacht haben und auch für die Schule einen 100 m3 Wassertank und Waschstationen zur Verfügung gestellt haben. Nichtsdestotrotz finden auch in Iloshon die Tiere in der Savanne nicht mehr genügend Futter und es müssen Strohballen als Futter für die Tiere zugekauft werden. Der Preis für die sehr abgemagerten Kühe und Ziegen ist auch gefallen. Die schwachen Tiere erzielen derzeit Preis von ca. 1.000 KES und früher konnten zwischen 40.000 und 60.000 KES damit erzielt werden.
Im Gegensatz dazu sind die Preise für die Grundnahrungsmittel wie Ugali, Kohl, Maismehl, Bohnen, Zucker, Salz und Kochöl inflationsbedingt massiv angestiegen. Auch die Transportpreise sind von der Teuerung betroffen.
Auf Anfrage der Deputy Head Teacher und des Head Teachers sponsern wir jetzt für die letzten paar Wochen des Semesters ein tägliches Mittagessen in der Schule, was dazu beiträgt, dass die Kinder regelmässig in die Schule kommen. Laut Aussagen der Lehrer kommen die Kinder komplett dehydriert, hungrig und müde in der Schule an und sind teilweise nicht unterrichtbar. Beim Abschiedsrundgang durch alle Klasse, sind in PP1 und PP2 die Kinder mit den leeren Schüsseln in der Hand da gesessen, da sie bereits auf das bevorstehende Mittagessen gewartet haben. Dieses Essen ist oft die einzige Mahlzeit pro Tag, die diese Kinder derzeit bekommen.
Die Primarschule von Iloshon wird von 450 Schülern besucht. Die Einführung des neuen Lehrplanes macht auch in Iloshon Änderungen notwendig. So ist eine italienische NGO daran, zwei Klassenzimmer für die Junior High School zu errichten und es gibt den Plan für die Errichtung einer benötigten Sekundarschule. Allerdings ist derzeit kein Budget für die Errichtung eines Labors vorhanden. Regierungsauflagen erfordern aber die Existenz eines Labors, um die Sekundarschule offiziell registrieren zu können.
Die Schule verfügt in Iloshon über ein Boardingmöglichkeit für ca. 70 Mädchen im von uns gebauten Nasaru Lernzentrum für Masai Mädchen. Wir bieten dort auch Nähkurse für Schülerinnen und Mamas an, die auch sehr gut angenommen werden. Derzeit sind 53 Mädchen für das Boarding eingeschrieben, wovon wir 25 unterstützen.
Unser Ziel ist, dort auch eine Krankenstation und einen Coiffeur/Barbershop zu errichten, um den Schülerinnen weitere Berufsperspektiven aufzuzeigen und auch beizubringen.
Darüber hinaus würden wir gerne auch für die männlichen Schüler eine Perspektive aufzeigen und planen, einzelne Schüler in das Masai Technical Institute nach Kajiado zu senden.
Es boarden auch einige Jungs, und zwar in einer der ehemaligen Lehrerunterkünfte und unter sehr fragwürdigen hygienischen Bedingungen.
Die Gemeinde Iloshon wird von verschiedenen gemeinnützigen Organisationen unterstützt und betreut. So ist in den letzten zwei Jahren ein Bohrloch errichtet worden, welches unter anderem einen 100m3 Wassertank für die Schule speist. Die permanente Präsenz von Wasser hilft sehr. Das Problem ist allerdings, dass das Vorgehen der Organisationen nicht konzertiert, sondern punktuell und scheinbar erratisch ist.

Schule Immpirrishi
Immpirishi Primary School befindet sich in Tinga, Kiserian. Rund um die Schule leben ca. 800 Familien, d.h. ca. 5.600 Personen. An der Schule sind derzeit 217 Schüler eingeschrieben, allerdings kommen nur 169 halbwegs regelmässig in die Schule.
Diese Gegend leidet sehr unter der nun über 2 Jahre anhaltenden Dürre. Die Eltern und auch die Kinder müssen mit ihren Tieren immer weitere und längere Wege auf der Suche nach Wasser auf sich nehmen.
Wir sind derzeit die einzige Organisation, die regelmässig hingeht, um Wasser, Essen und Aufklärung über FGM zu machen. Wir sind dort seit zwei Jahren aktiv.
Die Schule verfügt über kein Wasser, die Klassenzimmer bestehen aus Wellblech, das sich unter der Sonne aufheizt. Sie sind in einem schrecklichen Zustand und in den Klassen trifft man häufig auf Schlangen und Ameisen bauen in den Ferien ihre Haufen dort. Termiten fressen die Schulbücher auf.
Wir unterstützen derzeit 12 Mädchen in dieser Schule, die Opfer von FGM wurden, mit dem Ziel diese zu Botschafterinnen gegen FGM und Vorbilder für die anderen Mädchen zu machen. Drei der Mädchen werden nächstes Schuljahr in die Sekundarschule kommen, wobei wir sie unterstützen werden. Darüber hinaus kommt eine Mitarbeiterin von uns jeden zweiten Monat mit einer Lebensmittellieferung für die Eltern vorbei. Wir haben anlässlich unseres Besuches auch Lebensmittel und Geschenke für die Lehrer (Bohnen, Reis, Öl zum Kochen, Salz, Zucker, Seife, Waschpulver), Schreibhefte für die Kinder und eine Wasserlieferung mitgebracht.
Diese Schule wurde dringend einen Brunnen oder einen grossen Wassertank benötigen. Darüber hinaus ist der nächste Shop einen Fussmarsch von 3 Stunden entfernt – er befindet sich in Tinga. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung dort ist inexistent, FGM wird praktiziert und die hygienischen Bedingungen sind menschenunwürdig. Wir sind auch mit der Beschneiderin/Hebamme im Kontakt und haben ihr Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe und Einwegklingen für Geburten gebracht.

Schule Kings & Queens of Rehoboth
Diese Schule ist eine Privatschule in den Slums von Kitengela (Noonkopir). Im Gegensatz zu Europa sind in Kenia die Privatschulen für besonders arme Kinder deren Eltern sich das Schulgeld nicht leisten können.
Diese Schule befindet sich direkt hinter einer grossen Müllhalde, wo einige Eltern der Kinder untertags nach Verwertbarem suchen. Diese Müllhalde stinkt bestialisch und es steigen Dämpfe auf, die sicher nicht gesund sind. Daneben suchen magere Kühe nach Essbarem und die Aasgeier warten auch auf ihre Chance.
In dieser Schule sind derzeit 170 Kinder, darunter auch Flüchtlinge aus Kongo und Kinder aus den umliegenden Slums. Die Absenzenrate ist sehr hoch, wobei es verschiedene Gründe dafür gibt. Einer der Gründe ist Periodenarmut, d.h. die Mädchen besitzen keine Unterhosen und haben auch keinen Zugang zu Binden und müssen daher für die Dauer ihrer Periode zuhause bleiben. Darüber hinaus haben die Eltern der Kinder oft nicht einmal Geld, um ihren Kindern regelmässig Wasser und Essen zur Verfügung zu stellen. Viele Kinder kommen sehr schmutzig in die Schule und einige von ihnen waschen sich sogar in der Schule. Nicht alle Kinder tragen Schuluniformen, obwohl das in Kenia obligatorisch ist und im Falle der Überprüfung der Schule durch die Behörden würde das ein sehr schlechtes Bild auf die Schule werfen und auch ein Grund für eine weitere Überprüfung sein.
Es handelt sich um eine vom Staat anerkannte Privatschule, die allerdings keinerlei Unterstützung durch den Staat bekommt. Vor kurzem wurde in Kenia ein neuer Lehrplan eingeführt, was zur Folge hat, dass die Schüler neue Schulbücher brauchen. Weiters sind auch praktische Fächer wie z. B. Hühner halten und stricken Teil des neuen Curriculums. Dies ist zwar sehr begrüssenswert, allerdings ist auch hier das Geld für die benötigten Materialien (Strick- und Häkelnadeln und Wolle) nicht verfügbar.
Einige der Kinder können auch – trotz guter Schulleistungen – nicht ihre Abschlussprüfung machen, da sie keine Geburtsurkunden haben.
Die Schule verfügt über einen Wassertank, nicht aber regelmässig über die finanziellen Mittel, um Wasser zu kaufen. Regelmässige Mahlzeiten in der Schule erhöhen auch die Motivation der Eltern, die Kinder in die Schule zu senden.
Weiters schreibt die Regierung einen grossen Raum für die Durchführung der Abschlussprüfungen vor, da eine externe Person die Prüfungen überwacht und die Tische in einem Abstand von über 1 m voneinander aufgestellt werden müssen.

Probleme in dieser Schule

  • Absenzen
  • Periodenarmut
  • Eltern, die Analphabeten sind
  • Fehlende Geburtsurkunden
  • Schulbücher und Unterrichtsmaterialien sind nicht vorhanden
  • Verfügbarkeit von Schuluniformen, Unterhosen, Socken und Schuhen
  • Geld für Essen und Wasser in der Schule
  • Fehlen eines regelmässigen Sponsors/Unterstützers für die Bezahlung der Fixkosten (Miete, Lehrer, Schuluniformen, Frühstück und Mittagessen für die Kinder)
  • Häusliche Gewalt bei vielen Familien zuhause: Angesichts der mehr als beengten und wirklich furchtbaren Wohnverhältnissen auch kein Wunder.

In den in der Savanne entlegen gelegenen Schulen gibt es sehr viele Probleme, allerdings sind diese im gleichen Ausmass im Slum von Kitengela vorhanden, wobei hier zusätzlich noch die extrem beengten Wohnverhältnisse für noch grössere Spannungen in den Familien führen als in der Savanne, wo die Menschen sich eigentlich einen Grossteil der Zeit im Freien aufhalten.
Die Schule in Kitengela wird ausschliesslich durch Spenden finanziert. Vor Corona gab es viele Freiwillige, die eine Patenschaft für ein Kind übernommen hatten. Coronabedingt sind viele dieser Paten abgesprungen und die Schule ist massiv in ihrer Existenz bedroht. Wir werden daher ab 2023 die Fixkosten für den Erhalt der Schule in Kitengela übernehmen.

Nach all diesen tollen und berührenden Begegnungen sind wir uns bewusst, dass wir eine Herkulesaufgabe vor uns haben. Aber, wir wissen auch, dass wir unglaublich viel an Liebe bekommen und vor allem: We will be back!

FGM Nasaru Lernzentrum Uncategorized Weibliche Genitalverstümmelung

FGM – sprechen wir darüber

Ich hatte gestern die Ehre anlässlich eines monatlichen Talks von Teammitgliedern von Nokia Brazil unsere Projekte und Aktivitäten in Kenia zu präsentieren.
Ich sprach über unsere Zusammenarbeit mit Agnes Gitonga mit dem Ziel Frauen und Mädchen in abgeschiedenen Dörfern über die Gefahren und Konsequenzen von FGM (weibliche Genitalverstümmelung) aufzuklären. Wir zeigten Bilder von unserem Nasaru Learning Center for Masai Girls und erzählten, wie es zu seinem Bau kam.

Opening of the Nasaru Learning Center for Masai Girls 2019
Boarding girls at Nasaru supported by WeCare-Association
Vocational training for the girls by Lilian

Dieses Schülerwohnheim entstand auf Anfrage der Lehrerschaft der Iloshon Primarschule, da viele Mädchen in den höheren Klassen aufgrund von Schwangerschaft die Schule verlassen mussten. Schüler und Schülerinnen der Iloshon Primarschule müssen täglich einen Schulweg von bis zu 10 km bewältigen. Dies stellt für pubertierende Mädchen ein grosses Risiko für eine unerwünschte Schwangerschaft dar.

Soziale Kontrolle durch das Wohnheim

Die Schülerinnen im Wohnheim haben nicht nur mehr Zeit zum Lernen, sondern auch einen gewissen Schutz vor FGM, da die Schule eine soziale Kontrolle ausführt. Schülerinnen, denen die unteren Zähne abgefeilt wurden als Vorbereitung auf FGM können dort leichter identifiziert werden. FGM ist ein Initiationsrituals für Massai Mädchen und offiziell verboten. Dieses Ritual markiert das Ende der Kindheit und den Übergang vom Kind zur Frau. Als Frauen können sie dann schwanger werden und verheiratet werden, was das Ende ihrer Schulkarriere bedeutet. Dadurch wird ein Teufelskreis aus Analphabetismus und Armut in Gang gesetzt.

Grosse Anteilnahme

Die Anteilnahme der Teammitglieder am Schicksal dieser Mädchen war sehr gross. Die Tochter eines Teammitglieds hat ein Schulprojekt über die Massai gemacht und herausgefunden, dass es im Kajiado County eine Gruppe von jungen Massais gibt, die sich dafür einsetzt FGM durch eine nicht invasive Feier mit Büchern als Geschenk an das Mädchen zu ersetzen. Diese Initiative wurde durch die Organisaton PLAN International ins Leben gerufen. Da sich die Schulen, mit denen wir arbeiten in der gleichen Gegend befinden, werden wir nun versuchen lokal mit dieser Gruppe Kontakt aufzunehmen.

Wir nehmen auch noch etwas ganz Wichtiges mit aus diesem Gespräch, nämlich dass man über FGM und die Armut dieser Gemeinschaften in abgelegenen Gebieten sprechen muss.
Vielen herzlichen Dank an alle teilnehmenden Nokia Team Mitglieder und vor allem an Vanessa Iglesias für die Einladung!

Afrika FGM Kenia Kinder Nasaru Lernzentrum Wasser für Iloshon Weibliche Genitalverstümmelung

Reisebericht Kenia 2021Featured

Besuch der laufenden Projekte in Kenia

Nach zwei Jahren konnte wir im Oktober 2021 das erste Mal wieder nach Kenia reisen, um dort die laufenden Projekte zu besuchen.
Da Swiss derzeit den Direktflug nach Nairobi nicht durchführt, ging es über Frankfurt nach Nairobi. Nach einer ruhigen Nacht im Flughafenhotel wurden wir, d.h. Marcia und ich, dort von Agnes Gitonga und ihrem Bruder James abgeholt.

Rehoboth Learning Center for Kings & Queens in Noonkopir

Dann ging es nach Kitengela, wo wir uns ins dortige Einkaufszentrum begaben, um für die Kinder im Rehoboth Center und für die Schule in Mpirrishi einzukaufen. Auf unserer Einkaufsliste standen unter anderem Äpfel, Kekse, Hula-Hoop-Reifen, Springseile, Zucker, Salz, Öl zum Kochen, Binden und Seife.
Danach ging es direkt in das Rehoboth Learning Center for Kings&Queens in Noonkopir, einem Elendsviertel von Kitengela. Diese Schule gilt als Privatschule, wobei sie aber hier genau das Gegenteil von europäischen Privatschulen ist, nämlich eine Schule für arme Kinder, deren Eltern sich den Besuch der öffentlichen Schule nicht leisten können. Dort wurden wir mit verschiedenen Vorstellungen der einzelnen Klassen sehr herzlich begrüsst.


Anhand dem Rehoboth Learning Centre sieht man ganz deutlich, wie gut Hilfe von aussen wirken kann. Im «Lehrerzimmer» sind Benimmregeln aufgestellt, die alle Schüler verinnerlicht haben. Das Wichtigste aber ist, dass man in dieser Schule – und das ist in dieser Gegend eher die Ausnahme als die Regel – auf das Schlagen der Schüler verzichtet.


Die Schule für derzeit 160 Schüler hat nur sehr begrenzt Raum und Ressourcen zur Verfügung. Aber man merkt, dass insgesamt eine positive und freundschaftliche Atmosphäre herrscht. Da in der Zwischenzeit der Lehrplan von der kenianischen Regierung umgestellt wurde, haben wir auch dieses Mal wieder Schulbücher für die Schule gespendet.

Mpirrishi Primary School

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Oltepesi zur Mpirrishi Primarschule, die eigentlich «nur» 104 km von Kitengela entfernt ist. Ein Weg dauert drei Stunden, da insbesondere die letzten 30 km nicht wirklich mehr als Strasse zu bezeichnen sind und wir uns teilweise fragten, ob wir es überhaupt dorthin schaffen würden. Und es war noch dazu alles trocken! Für die Menschen in und um Mpirrishi gibt es nur die Möglichkeit sich einen sogenannten Picky Boy, d.h. einen Motorradfahrer, zu bestellen, um z. B. in die nächstgelegene Krankenstation zu kommen. Der Preis für die Hin – und Rückfahrt beträgt 12.000 KES, d.h. umgerechnet ca. 120 $. Zum Vergleich: eine Köchin verdient ungefähr 60 $ im Monat.
Wie problematisch das in der Realität tatsächlich ist, das sollten wir bereits kurze Zeit später lernen.
Agnes und ihre Tochter Karen, waren bereits mehrfach in Mpirrishi und haben sich dort massiv gegen die zwar verbotene aber nach wie vor praktizierte weibliche Genitalverstümmelung eingesetzt. Das war allerdings nur möglich, da Manuel, der Schuldirektor offen dafür war. Es ging also darum, die Stimmung bei den Eltern und bei den Schülern zu erkunden, und vor allem auch die von uns unterstützten Mädchen, die Ende 2020 verstümmelt wurden, persönlich kennenzulernen. Und hier wurden wir Zeugen einer unglaublichen Aufführung. Vor versammelter Elternschaft, Dorfältesten, Lehrern und Schülern bereitete sich die Gruppe der Mädchen auf ihre Aufführung vor. Mir stockte der Atem als ich sah, dass ein Mädchen sich Plastikhandschuhe überstreifte. Ich ging näher und begann zu filmen, und tatsächlich: diese unglaublich tapferen Mädchen führten das auf, was sie selbst vor wenigen Monat traumatisiert hatte, nämlich ihre Verstümmelung. Das war eine der intensivsten Erfahrungen, die ich – und nicht nur ich – sondern auch Marcia, Agnes und ihre Tochter je erlebt haben. Uns allen standen Tränen in den Augen.


Im Anschluss an den «offiziellen» Teil des Treffens, hatten wir eine Zusammenkunft mit den Mädchen geplant. Auf dem Weg dahin zeigte uns Agnes die «Beschneiderin», eine alte Frau, deren Broterwerb die Durchführung von Genitalverstümmelung ist. Selbst sie war unglaublich berührt von der Aufführung der Mädchen und versprach spontan, die Rasierklinge nicht mehr zu verwenden. Damit wir diese Frau aber tatsächlich in Zukunft von dieser Praxis abhalten können, müssen wir dafür sorgen, dass sie ihren Lebensunterhalt durch einen alternativen Job verdienen kann.
Auf einmal kam Marcia ganz aufgeregt zu mir und zeigte mir ein kleines Mädchen, welches sich vor ca. 2 Wochen beim Spielen am Handgelenk verletzt hatte. Der Unterarm des Mädchens war mit einem Stofftuch fest bandagiert worden und die Hand des Mädchens war stark angeschwollen. Wir brachten die Mutter des Mädchens nach einigen Diskussionen dazu, den Verband zu entfernen und unser Angebot, sie und ihre Tochter mit unserem Fahrer in die nächstgelegene Krankenstation bringen zu lassen, anzunehmen. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, welche furchtbaren Konsequenzen die weibliche Genitalverstümmelung hat: Sie führt oft auch zu Analphabetismus. Wäre das Mädchen nicht medizinisch versorgt worden, dann hätte sie mit grosser Wahrscheinlichkeit ihre Hand verloren, was wiederum dazu geführt hätte, dass man sie als von bösen Geistern besessen angesehen hätte.


Auf dem Weg zum Treffen mit den Mädchen begegneten uns zwei 23jährige Frauen, die je bereits 4 Kinder haben, und über die Agnes in Erfahrung gebracht hatte, dass sie sich demnächst verstümmeln lassen wollen, worauf wir sie dann sofort zu unserem Treffen mit den Mädchen eingeladen haben.
Die Aussagen der Mädchen waren alle gleich: Wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukommt, dann hätten sie niemals eingewilligt und sie sind alle bereit, alles zu unternehmen, um ihre Schwestern und anderen Mädchen und jungen Frauen diese furchtbare Prozedur zu ersparen. Einige von diesen Mädchen sind so stark traumatisiert, dass sie gar nicht darüber sprechen können.

Die beiden Frauen hörten interessiert zu, nahmen die Schilderungen der Mädchen aber nicht wirklich für bare Münze. Gefragt, warum sie den diese Prozedur auf sich nehmen wollten, antworteten beide unisono, dass sie zu vollwertigen Frauen werden wollten. Der Druck ging bei einer von Mann und Schwiegermutter aus und bei der anderen hatte die Hebamme gedroht ihr bei keiner weiteren Geburt mehr zur Seite zu stehen, falls sie sich nicht verstümmeln liesse. Selbst unser Argument, dass sie bereits durch die Geburt ihrer je vier Kinder bereits eindeutig ihr «Frausein» unter Beweis gestellt hatten, prallte an ihnen ab. Wir hoffen, dass die beiden jungen Frauen sich dem Druck ihres unmittelbaren Umfeldes nicht beugen werden.
Wir verliessen Mpirrishi mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die positive Grundstimmung seitens der Lehrer und auch der Dorfältesten lässt Hoffnung auf eine Überwindung dieser grausamen Prozedur aufkommen, allerdings ist es noch ein langer und beschwerlicher Weg vor allem aber auch aufgrund des Fehlens jeglicher lokalen Infrastruktur.


Nach einer vierstündigen Autofahrt kamen wir dann bereits bei Dunkelheit wieder in Kitengela an.

Nasaru Masai Girls Learning Center

Am nächsten Morgen dann stand unsere Reise nach Iloshon an, um dort nach unserem Projekt «Nasaru Learning Centre for Masai Girls» zu schauen. Wieder ging es vorher in die Kitengela Mall, um Dinge des Grundbedarfs, wie Seife, Waschpulver, Zucker, Salz, Öl, Binden und Toilettenpapier zu kaufen. Da wir auch dort übernachten mussten, kauften wir auch noch Matratzen, die auf dem Dach des Autos Platz fanden. Vollbepackt bis unters Dach machten wir uns dann auf den Weg nach Iloshon, wobei wir feststellten, dass sich der Zustand der Staubstrasse, zumindest bis zum Kudu Hills Projekt, merklich verbessert hatte – oder hatte sich unser Anspruchsniveau reduziert?

Wie auch immer, kurz vor dem Ziel hatten wir eine Autopanne und wurden dann vom Schuldirektor Paul gemeinsam mit Geoffrey, der den Zaun um Nasaru baut, abgeschleppt.


Auch in Iloshon hat die anhaltende Dürre ihren Tribut gefordert und viele Eltern können und wollen es sich nicht mehr leisten, ihre Mädchen ins Internat zu senden. Die Preise für das Vieh sind gefallen und den Eltern mangelt es an Geld für Essen und Wasser. Das war auch der Grund, warum wir Geoffrey, der als Maurer noch viel in der Gegend herumkommt, bereits vor einem Jahr gebeten hatten, 25 Mädchen aus anderen Gemeinden zu identifizieren, die noch ärmer als alle anderen sind und denen wir den Besuch des Nasaru Learning Centers und damit auch den Schulbesuch ermöglichen. Wir haben die Gründe dafür mit allen Mitarbeitern, von den Lehrern, der Köchin über die Hausmutter und den Wachmann besprochen. Einer der Gründe ist die Kostenstruktur, die wir mit dem Schulleiter in sehr ausführlicher Form diskutiert haben. Letztendlich konnten wir uns auf eine Kostenreduktion für die Eltern einigen. Auch haben wir die Lehrerschaft eindringlich darauf aufmerksam gemacht, dass sie auch für Anwerbung von Internatsschülerinnen in der Verantwortung stehen und die Eltern auf die Notwendigkeit des Schulbesuches hinweisen.

Am Abend haben wir dann geprüft, ob alle von uns unterstützten Mädchen auch tatsächlich da waren, und haben alle, bis auf eine erkrankte Schülerin, vorgefunden. Beim Kennenlernen realisierten wir, dass, bis auf wenige Ausnahmen, die Mädchen weder ihren Geburtstag und vielen Fällen auch nicht einmal ihr Geburtsjahr kennen. Beim anschliessenden Springseilwettbewerb hatten alle viel Spass.


Nachdem wir dann in unserem Schlafraum noch bis 22.00 Uhr ein Meeting mit dem Personal durchgeführt haben, waren wir sehr erstaunt und vor allem unausgeschlafen, als die Nachtruhe der Mädchen bereits um 04:30 mit viel Lärm endete.
Am nächsten Tag besuchten wir jede einzelne Klasse und verteilten Bleistifte, Kugelschreiber und Schreibhefte an alle 450 Schüler.

Der Aufenthalt war leider sehr kurz und es wäre schön gewesen, die Mädchen etwas näher kennenzulernen und mit ihnen direkt zu interagieren. Agnes hat auch unter den Bewohnerinnen von Nasaru bereits potenzielle Verstümmelungsopfer identifiziert, da den designierten Mädchen bereits im Vorfeld die beiden unteren Schneidezähne abgefeilt werden.
Auf dem Rückweg nach Kitengela zeigte uns Agnes ein Stück Land, welches sie letztes Jahr im Zuge des von WeCare durchgeführten Feeding Programms gemietet hat, und welches nun die Rehoboth Schule mit Gemüse versorgt.


Das Fazit unseres diesjährigen Besuchs: Corona hat die Lage für die Ärmsten der Armen nicht wirklich verbessert und es gibt viel zu tun. Also packen wir es an: Wir suchen Paten für unsere Mädchen, damit wir langfristig sicherstellen, dass diese Mädchen ihren Schulabschluss machen und die Möglichkeit auf eine Ausbildung über die Primarschule hinaus bekommen. Als Pate eines Mädchens besteht die Möglichkeit eine echte Beziehung zu diesem aufzubauen und ihr Schicksal zu verfolgen. Es gibt dreimal pro Jahr einen Fortschrittsbericht, einen Weihnachtsbrief vom Mädchen, den Jahresbericht der WeCare-Association und ein kleines Geschenk für unsere Unterstützer. Weitere Infos gibt es demnächst auf unserer Webseite www.wecare-association.ch und auf den Sozialen Medien Instagram (https://www.instagram.com/wecareassociation/) und Facebook (https://www.facebook.com/WeCareAssociation).
Es waren sehr anstrengende und intensive Tage, die uns unglaublich berührt und motiviert haben. Wir haben wunderbare Menschen getroffen, die es verdienen, eine bessere Zukunft zu bekommen. «Education is life”. Erst jetzt verstehe ich die Dimension dieses so viel verwendeten Schlagwortes.

Danke im Voraus für Deine/Ihre Unterstützung unter https://wecare-association.ch/aktiv-werden/.

Afrika Farm in Afrika Hühnerzucht Masai Mama Africa Center (MMAC)

Susi und Manu go to Afrika – Teil 2

Auch dieses Jahr haben wir – Susi und Manu – uns wieder zu einem Realitätscheck nach Kenia aufgemacht. Wir wollten mit eigenen Augen sehen, wie sich die Projekte entwickeln. Ausserdem interessieren uns natürlich die Auswirkungen, die unsere Projekte auf die längerfristige Entwicklung der einzelnen Gemeinden haben.


Wir wussten nicht recht, was uns erwarten würden und waren daher auch sehr aufgeregt. In Olpirikata herrschte ein sehr gute Stimmung. Da wir an einem Sonntag ankamen und deshalb extra wegen uns auf die ausgedehnten Messezeremonien verzichtet wurde, kamen wir aber nicht um einige relativ lange Predigten von Laienpriestern herum. Es war ein sehr herzlicher Empfang.

Nach dieser Begrüssungszeremonie besuchten wir sofort den Bauernhof – das Acacia Camp, wie es von den Einheimischen genannt wird. Die lokale Massai-Bevölkerung hatte ja insgesamt 18 ha Land für dieses Projekt zur Verfügung gestellt. Auf diesem Land steht jetzt ein Stall für 20 Kühe, drei Treibhäuser, mehrere Gemüsefelder, eine grosse eingezäunte Weide für die Kühe, ein Hühnerstall mit 250 Hühnern und 500 Aloe Vera Stauden. Die Treibhäuser sind notwendig, da in der Savanne oft ein starker Wind weht, der besonders die jungen und empfindlichen Gemüsepflanzen gefährdet.

Wir kamen dort gerade rechtzeitig zum abendlichen Melken um 17:00 Uhr. Unsere Überraschung war sehr gross, dort bereits eine Schlange an Menschen vorzufinden, die alle ihre eigenen Plastikbehälter dabei hatten, um frische Milch zu kaufen. Die Plastikbehälter erinnerten uns irgendwie an Waschmittelbehälter. Die Leute stellten sich brav an und warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren.

Plastikbehälter, die als Milchkannen fungieren

Mitgebrachte „Milchkannen“

John Sawa Tuwei ist für die Farm verantwortlich und kümmert sich um die restlichen 6 Männer und 3 Frauen, die fix auf der Farm arbeiten. Die Männer kümmern sich um die Kühe, d.h. ihre Pflege, Fütterung und das Melken als auch um den Verkauf der Milch. Darüber hinaus bebauen sie die Felder und die Treibhäuser – wobei sie hier tatkräftigst von Antonio, einem Mitarbeiter von La Nostra Africa vor Ort, unterstützt werden. Die drei Frauen kümmern sich um die Pflege des Hühnerstalls und den Verkauf der Eier.

Die Stimmung in Olpirikata allgemein ist sehr gut, aufgrund des Brunnenprojektes war Olpirikata auch nicht von der letztjährigen Dürre betroffen, da es für das Dorf, und zwar sowohl für die Menschen als auch die Tiere, genügend Wasser durch den Brunnen gibt. Die Tatsache, dass es jetzt auch jederzeit Milch zu kaufen gibt, erscheint den Leuten wie ein Wunder. Man sieht Kinder auf der Strasse fröhlich mit ihren Milchkannen winken und die lokale Shopbetreiberin konnte ihr Geschäft durch eine kleine Bar mit dem Verkauf von Chai (Stark gezuckerter Tee mit heisser Milch) erweitern – sie ist sozusagen zum Starbuck’s von Olpirikata geworden.

Zum ersten Mal haben wir in Olpirikata selbst übernachtet, und zwar in einem Teil des Masai Mama Africa Centers. Die Versorgungslage dort ist sehr gut, da wir ausgezeichnet mit eigenen Tomaten, Eiern und Milch von der Farm bewirtet wurden. Giorgio will den Massai auch die Herstellung von Käse beibringen. Er hat daher aus Italien ein Labferment mitgebracht, um machte nun einen ersten Versuch mit der lokalen Milch. Nach dem Ansetzen der Milch mit dem Labferment musste das Ganze 24 Stunden ruhen. Dann wurde es von Antonio zu einem Käse verarbeitet. Wir haben das Ergebnis dieses ersten Versuchs gegessen, und waren sehr positiv überrascht.

Am nächsten Tag ging es dann nach Iloshion, um dort bei der Grundsteinlegung für den Bau des Nasaru Lernzentrums für Massai-Mädchen dabei zu sein. Iloshion hat letztes Jahr sehr unter der Dürre gelitten, und den Menschen dort geht es ein Stück schlechter als in Olpirikata. Trotzdem gab es einen überaus freundlichen und herzlichen Empfang. Die Kinder bildeten ein Spalier durch das wir hindurchliefen. Es war sehr emotional!

Dann hatten wir Gelegenheit die Pause der lokalen Schule zu beobachten:
Alle Kinder bringen am Morgen von zuhause etwas Milch mit. Diese Milch kommt dann in einen grossen Topf in dem Porridge für die Pause angerührt wird. In der Pause stellen sich die Kinder dann vor diesem Topf in einer Schlange an und bekommen jeweils ihre Portion.

 

Danach besuchten wir das neue Verwaltungsgebäude von Iloshion und machten zahlreiche Interviews mit Kindern und Erwachsenen.

Nach einer typischen lokalen Zeremonie mit vielen Reden und Geschenken begaben sich dann alle gemeinsam zum Bauplatz für das Nasaru Lernzentrum.

Es war eine sehr grosse Gruppe, die da durch die Savanne stapfte, da sich auch zahlreiche Eltern von Schulkindern zu dieser Feier eingefunden hatten. Die Lehrer forderten die Kinder auf, sich rund um die Grundfläche des zukünftigen Gebäudes aufzustellen. Es war sehr beeindruckend, da man so wirklich die Dimensionen des zukünftigen Gebäudekomplexes erahnen konnte. Wir legten dann symbolisch den ersten Stein und anschliessend verteilten wir noch Süssigkeiten an die Kinder. Ein bewegender Moment, auf den wir uns alle schon sehr lange gefreut hatten!

Unser nächster Halt war dann die Boma einer Familie in Olpirikata, die uns eingeladen hatte, um ein potentielles zukünftiges Projekt zu diskutieren. Die Familie wäre bereit Land für dieses noch genauer zu definierende Projekt zur Verfügung zu stellen. Auch hier wurden wir sehr freundlich empfangen, auch wenn wir beiden Frauen dann doch mit etwas Skepsis behandelt wurden.

Am Abend gab es dann eine von Antonio fabrizierte Pizza mit selbstgemachtem Käse und Tomaten von der Farm! Da wir Angst vor etwaigen Bakterien hatten, haben wir dann sicherheitshalber mit etwas Gin nachgespült – man weiss ja nie! Der nächtliche Toilettengang erwies sich als Abenteuer, das die Freundschaft zwischen Manu und Susi sicherlich positiv verstärkt hat. Das sind nämlich gemeinsame Erlebnisse, die man nie mehr vergisst und die verbinden. Überhaupt sind diverse Körperfunktionen auf solchen Reisen immer wieder sehr spannende Themen.
Als nächstes stand der Besuch von Singiraine an. Das ist eine Gemeinde mit ca. 2.000 Bewohnern, die über kein Wasser verfügt, obwohl das Flussbett direkt neben der Gemeinde verläuft. Hier bewahrheitet sich leider, dass das Gegenteil von «Gut» «Gut gemeint» ist. Eigentlich war hier von einer NGO eine Art Staudamm errichtet worden, allerdings ist das Projekt nicht vollständig fertiggestellt worden und so haben die Leute immer noch kein Wasser. Die Bevölkerung von Singiraine, d.h. die Frauen von Singiraine, muss 10 km und mehr laufen, um Wasser zu holen! Giorgio von La Nostra Africa hat hier eine Zusammenarbeit mit einer italienischen Universität, um zu ermitteln, was genau gemacht werden müsste und auch wie viel es kosten würde, um hier einen Staudamm zu errichten.

Nach einer langen und anstrengenden Fahrt nach Nairobi, machten wir uns dann noch auf die Suche nach der Gegend, wo Möbel verkauft werden, um eine Inspiration für unser nächstes Projekt zu bekommen. Bald gibt es mehr zu diesem Projekt…. Damit neigte sich unser kurzer, aber sehr intensiver Besuch auch wieder seinem Ende zu. Wir verliessen Kenia voller neuer Eindrücke und Ideen und sind uns sicher, dass wir wieder zurückkommen werden!

Afrika Farm in Afrika Hühnerzucht Mikrokredit

Fakten über das Ei

Seit August 2017 existiert die Masai-Farm in Olpirikata und sie war bereits fünf Monate später autonom, das heisst die zehn Männer, die auf der Farm arbeiten können bereits vom Verkauf der Milch bezahlt werden.

Aber wir haben auch Hühner auf der Farm und damit hängt auch ein Projekt für Microfinancing zusammen, das wir demnächst präsentieren werden. Als Einstimmung darauf und auch im Hinblick auf das nahende Osterfest haben wir schon mal ein paar Facts and Figures rund um das Ei zusammengetragen.

Happy reading!

Wie viele Eier legt ein Huhn?

Ein Huhn legt etwa ein Ei pro Tag. Das Ei wird innerhalb von 24 Stunden vom Dotter nach aussen aufgebaut. Hennen nutzen allerdings nur den linken Eierstock. Der rechte verkümmert. In einem Jahr macht das im Schnitt 280 Eier. Keine Eier legt das Huhn während der Mauser, dann wechselt es sein Federkleid, was zwar nicht sehr schön aussieht, aber ganz natürlich ist.

Was bestimmt die Farbe der Eier?

Die Farbe der Eier ist genetisch bestimmt und hängt nicht ab vom Gefieder der Hühner oder dem Futter, nein, sie ist abhängig von den Ohren der Tiere. Genauer gesagt wird die Eierfarbe von den Ohrscheiben, das sind die Hautlappen unter dem Ohr, welche direkt hinter den Augen liegen, bestimmt. Hühner mit weissen Ohrscheiben legen weisse Eier und Hennen mit roten Ohrscheiben legen braune Eier. Darüber hinaus gibt es noch sogenannte Grünleger, das sind Haushühner, die Eier mit grüner bis türkisfarbener Eierschale legen. Bei diesen Grünlegern sind die Ohrscheiben auch rot.

Natürliche Eierfaben - weiss, braun und grün

Natürliche Eierfarben – Quelle: Gmoose 1

Wie kommt die Farbe in die Eier?

Die unterschiedlichen Farben entstehen durch die Einlagerung von Farbpigmenten in der Eierschale, die aus Kalk besteht. Weisse Eier enthalten demnach keine Pigmente in der Schale.1) Für die grüne Farbe der Eier sorgt der Gallenfarbstoff Oocyan. 2)

Für die Färbung der Eier ist die sogenannte Schalendrüse im Legedarm der Henne zuständig. Sie sorgt dafür, dass Farbpigmente in die Kalkschale eingelagert werden, die zuvor als Abbauprodukt aus Blut oder Galle anfallen und in der Leber zwischengespeichert wurden. Kommen alle Farbstoffe zusammen, entsteht die Eifarbe braun. Fehlt dem Huhn das für die Farbbildung verantwortliche Gen, legt es weisse Eier.

Die Farbe der Eier wirkt sich allerdings nicht auf den Geschmack oder den Nährwert der Eier aus. Die Ernährung, Haltung und Genetik des Huhns sind dafür verantwortlich.

Warum ist das Ei nicht rund?

Ein rohes Ei ist lange nicht so empfindlich, wie es scheint. Trotz einer Schalendicke von nur 0,4 mm ist es unmöglich, ein aufrecht gehaltenes Ei zwischen den Fingern einer Hand zu zerdrücken und auch ein liegendes Ei ist so kaum «kaputtbar». Der Grund ist seine gebogene Form, wodurch der Druck, der an einer Stelle der Schale ausgeübt wird, sich über die Rundung gleichmässig über das ganze Ei verteilt. Die hohe Widerstandsfähigkeit des Eis ist natürlich auch auf die Belastung durch das Gewicht der Henne beim Brüten ausgerichtet.

Die Stabilität der gebogenen Form gilt allerdings auch für eine Kugel. Warum sich die Natur aber für ein anderes Verpackungsdesign entschieden hat, liegt in der Tatsache begründet, dass runde Eier viel leicht wegrollen würden, wenn sie aus dem Nest fallen. 3) Das kann man übrigens ganz einfach im Selbstversuch ausprobieren: Nimmt man einen Ball und ein Ei und legt beide auf einen Tisch, dann wird nach dem Anschubsen der Ball lange rollen und vielleicht sogar über die Tischkante auf den Boden fallen. Das Ei hingegen beschreibt eine Kurve und rollt unregelmässig.

Was enthält ein Ei?

Eier gehören zu den wertvollsten tierischen Nahrungsmitteln. Die biologische Wertigkeit von Eiern ist höher als die von Fisch, Fleisch und Milch. Das enthaltene Eiweiss hilft dem menschlichen Körper, wichtige Proteine für unterschiedliche Körperfunktionen zu bilden, spendet darüber hinaus noch Energie und ist wichtig für den Muskelaufbau.

Das Eidotter ist reich an Vitaminen (A, D, K, B12), Eiweiss, Kalzium, Eisen sowie Fett und Cholesterin. Der Dotter macht im Schnitt 42% des Gewichts eines Eis aus.

Das Eiweiss oder Eiklar besteht zu einem grossen Teil aus Wasser und Eiweiss und ist in Phasen unterschiedlicher Viskosität um den Dotter angelagert. Man unterscheidet vier verschiedene Eiweissschichten.

Die sog. Hagelschnüre (Chalazeen) halten von den Polgegenden her den Dotter in seiner zentralen Lage und sorgen so dafür, dass sich der Dotter nicht an die Eierschale anlagert. In einem frischen Ei ist die Zähflüssigkeit (Viskosität) des Eiweisses höher als in einem alten Ei. Das Eiklar macht durchschnittliche 58% des Gewichts eines Eis aus. 5)

 

Graphische Darstellung des Aufbau eines Eies

Quelle: http://www.deutsche-eier.info/das-ei/aufbau/

Wie lange halten Eier?

Frische Eier haben eine Mindesthaltbarkeitsdauer von 28 Tagen nach dem Legen. Auch nach 28 Tagen muss man die Eier noch nicht wegwerfen. Alte Eier sollten auf mindestens 70 Grad C erhitzt werden, damit sie für den Verzehr sicher sind.

Frischetests

Schwimmtest: Das ganze Ei in kaltes Wasser legen – frische Eier bleiben am Boden.

Schütteltest: Schüttelt man ein frisches Ei in der Nähe des Ohres, dann sollte nichts zu hören sein. Hört man ein Schwappen oder einen schwachen dumpfen Laut, dann ist das Ei bereits älter.

Aufschlagtest: Bei einem frischen Ei liegt der stark gewölbte Eidotter in der Mitte des Eiweisses. Das dickflüssige Eiweiss bildet einen Ring um das Eigelb. Ältere Eier haben einen flachen, breiten Dotter, seine Membrane platz leicht und das Eiweiss breitet sich dünnflüssig aus.

Lichttest: Hält man ein frisches Ei gegen eine Lichtquelle, so erkennt man gerade die helle Luftkammer an der stumpfen Seit des Eies. Der Dotter ist vielleicht schon ohne einen festen Umriss erkennbar. Ein älteres Ei (mehr als zwei Wochen) hat eine grössere Luftkammer und einen deutlich erkennbaren Dotter.

Riechtest:  Verdorbene Eier haben einen schwefeligen Geruch.

Wie lagere ich Eier am besten?

Frische Eier müssen nicht im Kühlschrank gelagert werden – ausser die Eier werden gekühlt im Supermarkt gekauft. Dann sollte die Kühlkette nicht unterbrochen werden und die Eier sollten im Kühlschrank aufbewahrt werden, da gekühlte Eier starke Temperaturschwankungen nicht vertragen. Steigt die Temperatur, dann bildet sich auf der Schale Kondenswasser, welches die Cuticula beschädigt. Dadurch können Keime in das Innere des Eis gelangen. Allerdings schützt die Aufbewahrung im Kühlschrank die Vitamine im Ei vor Licht und Sauerstoff. Wichtig ist auch die Aufbewahrung der Eier mit dem spitzen Ende nach oben.  Werden die Eier andersherum gelagert, dann wandert die Luftblase und löst die Eihaut ab, was wiederum die Gefahr für das Eindringen von Bakterien erhöht.

Warum halten sich Eier an der frischen Luft?

Die rund 10.000 Poren an der Schale verleihen den Kalzit-Kristallen der Schale eine gitterähnliche Struktur und wirken wie ein Atmungsorgan. Eine intakte Schicht ist mit einer dünnen Schicht überzogen, der Cuticula, die das Eindringen von Keimen in das Ei verhindert. Allerdings zerstört Wasser diese Cuticula, die natürliche Schutzschicht von Eiern. Daher sollte man Eier vor dem Lagern niemals waschen. 4)

Drei braune Eier, wovon eines aufgeschlagen und der Dotter zu sehen ist.

Tipps und Tricks für den Umgang mit Eiern

  • Aufbewahrung am besten im Karton, geschützt vor Licht und Sauerstoff.
  • Frische Eier nicht an die pralle Sonne stellen.
  • Extreme Temperaturschwankungen beeinträchtigen den natürlichen Selbstschutz des Eis, verschlechtern die Qualität und beschleunigen den Alterungsprozess.
  • Eier, die das Mindesthaltbarkeitsdatum von 28 Tagen nach dem Legen überschritten haben, sollten nicht mehr roh verzehrt werden. Auf 70° C durcherhitzt sind sie aber dann auch noch zum Backen oder Kochen oder auch als hartgekochte Eier einsetzbar.
  • Zu langes Kochen oder Kochen bei über 90°C kann durch eine chemische Reaktion zwischen dem Eisen im Eigelb und dem Schwefel im Eiweiss zur Bildung eines grünlichen Ringes um das Eigelb führen.
  • Ein Ei schmeckt erst ab dem 4. Tag nach dem Legen am besten.
  • Eier immer mit dem stumpfen Ende nach oben lagern, da sich sonst die Luftblase und der Eidotter verlagern. 6)
  • Frische Eier vor der Lagerung nicht waschen – das zerstört die natürliche Schutzschicht.
  • Eier nicht in der Nähe von stark riechenden Lebensmitteln aufbewahren.
  • Hartgekochte Eier lassen sich leichter schälen, wenn die Eier schon etwas älter sind, da dies mit wichtigen chemischen Veränderungen im Inneren der Schale verbunden ist. Ein älteres Ei verliert an Kohlendioxid durch die feinen Poren der Eierschale, wodurch sich der Säuregrad im Inneren des Eis verändert. 7)
  • Kaltes Abschrecken nach dem Kochen kann die Haltbarkeit eines hartgekochten Eis reduzieren. Normalerweise ist ein hartgekochtes Ei bis zu einem Monat haltbar, im Kühlschrank sogar bis zu sechs Wochen.
  • Eigelb- und Eiweissreste können eingefroren werden oder in einem kleinen Glas aufbewahrt werden. Als Schutz vor Austrocknung etwas Sonnenblumenöl oder kaltes Wasser darüber giessen und in den Kühlschrank stellen.
  • Die Eierschale kann als Dünger im Beet eingesetzt oder kompostiert werden.

 

Quellenangaben

  1. http://www.wirkochen.at/lexikon/Der-Unterschied-zwischen-braunen-und-weissen-Eiern/240782411
  2. Wikipedia: https://en.wiktionary.org/wiki/oocyan
  3. http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2010/die-perfekte-form-ei-100.html
  4. https://www.focus.de/gesundheit/praxistipps/eier-richtig-lagern-darauf-kommt-es-an_id_6931486.html.
  5. https://www.lebensmittellexikon.de/e0000520.php
  6. eier.de
  7. Zitiert nach Thomas Vilgis, Forscher am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz und Experte unter anderem für die Physik von Nahrungsmitteln im Artikel «Warum sich manches Ei schwer pellen lässt» vom 08.04.2012 https://www.welt.de/wissenschaft/article106156413/Warum-sich-manches-Ei-schwer-pellen-laesst.html

 

Afrika Farm in Afrika

Weltbauerntag

Der Weltbauerntag (1. Juni) wurde erstmals 2000 in Verbindung mit der Weltausstellung Expo in Hannover ausgerichtet und dann im Jahr 2002 von der UNO bzw. der UNESCO ausgerufen. Er soll daran erinnern, dass Bauern weltweit für die Erzeugung von Lebensmitteln sorgen. Allerdings hat „der Bauer“ ganz viele Gesichter.

Wir freuen uns, dass bald noch neue „Bauerngesichter“ dazugekommen: die Massai von Olpirikata! In diesem Sinne denken wir heute auch an die Massai-Bevölkerung in Olpirikata (Kenia), wo demnächst das grosse Bauernhof-Projekt realisiert werden wird. Von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bologna wurden bereits die für die lokale Erde und Gegebenheiten idealen Pflanzen festgelegt. Im Juli ist Spatenstich! Hier geht’s zur Projektbeschreibung.

Wie die Massais so leben, das kann man hier nachlesen.

Kinder

Peter-Pan-Tag

Heute ist Peter-Pan-Tag. Peter Pan ist der Protagonist einiger Kindergeschichten von James Matthew Barrie und auf der fiktiven Insel „Nimmerland“ das einzige Kind, das niemals erwachsen wird. Er verkörpert die Unschuld und Sorglosigkeit der Kindheit, die Lust an imaginären und oft gewalttätigen Abenteuern, ohne Sorge oder Verständnis für echte Gefahren und echtes Leid. Peter Pan wird nie erwachsen und verändert sich nie.

Erwachsen werden ist so eine barbarische Angelegenheit… voller Unannehmlichkeiten
Filmzitat aus Hook von Peter Pan

Im Gegensatz zu Peter Pan müssen sich Kinder in Kenia und in Kambodscha schon sehr früh mit den harten Realitäten des Erwachsenenlebens auseinandersetzen. In Kenia sind im Jahr 2016 41% (Quelle: The World Factbook, Central Intelligence Agency, USA) der Bevölkerung jünger als 15 Jahre! In Deutschland, Österreich und der Schweiz macht diese Bevölkerungsgruppe nur mal 13, 14 und 15% der Gesamtbevölkerung aus.  Das Durchschnittsalter der kenianischen Bevölkerung lag 2016 bei 19.5 Jahren.  Die Lebenserwartung in Kenia liegt bei 64 Jahren. Die geringe Lebenserwartung der Bevölkerung, gepaart mit einer hohen Anzahl an Aids-Toten bedeutet, dass viele kenianische Kinder Waisen sind. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Kenia liegt 2016 mit 3.400 $ pro Kopf bei knapp 6% des durchschnittlichen schweizerischen Pro-Kopf-Einkommens von 59.400 $. Die grosse Anzahl an Kindern wird also auch von massiven finanziellen Nöten geplagt, was leider sehr oft dazu führt, dass diese Kinder nur sehr wenig Gelegenheit zum Kindsein haben und sehr oft schon sehr jung zum Familieneinkommen beitragen müssen. Das ist auch mit ein Grund, warum die Massai-Bevölkerung immer wieder den Wunsch nach dem Bau von sicheren Orten für die Kinder, wie Krippen und Kindergärten, zum Ausdruck bringt. Sehen Sie hier das Projekt Smart Nurseries.