Am 7. Juli 2017 war es soweit, und Manuela und ich sind zu unserer gemeinsamen Reise nach Afrika aufgebrochen. Nachdem ich bereits am Morgen 5 Immodium nehmen musste, war ich entsprechend für den Virusexport gedopt und fuhr mit einem flaumigen Gefühl zum Flughafen. Dort musste ich feststellen, dass Manuela unter einem anderen Namen reisen wollte als ich das Billet gebucht hatte. Madame hatte ihren italienischen Pass dabei und dort steht ihr lediger Name. Schweizer Effizienz sei Dank konnte sie dann innerhalb nur weniger Minuten direkt am Flughafen einen Schweizer Notpass ausstellen lassen. Es gibt einen Grund, warum das Notpassbüro dort angesiedelt ist: An diesem Tag war sie um 08:00 morgens anscheinend bereits die 15. Schweizer Bürgerin mit Bedarf für einen Notpass. Dann konnten wir als meine vier Koffer und Manuela’s kleinen Rucksack einchecken.

Moni Hess und Peter Brock hatten uns ordentlich mit Verbandsmaterialien eingedeckt …DANKE!

Nach sieben Stunden Flug kamen wir dann in Nairobi an, wo wir eine ruhige erste Nacht verbrachten. Früh am nächsten Morgen trafen wir Giorgio und die Anthropologie Studentin Eleonora, die eine Masterarbeit zum Thema FGM (Weibliche Genitalverstümmelung) schreibt. Nach einem kurzen Besuch auf dem Markt und bei einem Zahnarzt-Grosshandel (Angela, die damalige Ärztin von Olpirikata hatte uns noch ein paar «Aufträge» erteilt) und in einem grossen Supermarkt (Moskitonetze, Wasserfilter, Fussbälle und Bonbons) ging es dann Richtung Kajiado, wo wir am Nachmittag eintrafen. Für unser nächstes Projekt «Nasaru: Masai Girls’ Learning Center» besuchten wir dann 4 Hotels, die unter Umständen als potentielle Locations oder zukünftige Arbeitgeber in Frage kommen.

Nach einem fast alkoholfreien Abend (Originalzitat Manuela «Wenn es keinen Weisswein gibt, dann trinken wir Wasser») – mit Gin Tonic (ein «Hauch von Gin») schliefen wir dann mehr oder wenig gut im besten Haus am Platz von Kajiado.

 

Früh am nächsten Morgen machten wir uns nach Olpirikata auf und wurden dort auch schon von den Frauen der Frauenkooperative erwartet. Nach einem langen und intensiven Motivationsgespräch mit der Ärztin Angela gesellten wir uns dann zu den Frauen, die unter einem Baum das Mittagessen kochten, um sie für unsere Bazaar-Produkte zu briefen. Wir hatten auf dem Massaimarkt in Nairobi Muster besorgt bzw. hatte ich ein Briefing vorbereitet.

 

Nach dem Mittagessen mit den Männern im Refektorium von Olpirikata ging es dann hinaus zum obligatorischen «Meeting» – die Gemeinde hat uns gegenüber ihre Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht und wir haben versucht, sie auf das anstehende Farmprojekt zu motivieren. Am Ende des Meetings gab es die Geschenke in einer berührenden Übergabezeremonie.

 

Es folgte ein weiteres gingeschwängertes Abendessen in «Downtown» Kajiado und früh am nächsten Morgen ging es nach Iloshion (ca. 30 km von Olpirikata entfernt in der Savanne). Die Piste dorthin erlaubt circa 30 km pro Stunde – mit dem Auto! Es ist sehr staubig und wir wurden dabei auch ziemlich durchgeschüttelt.

Unser Besuch in Iloshion war sehr bewegend. Es gibt dort seit 2011 eine Schule, allerdings konnte bis jetzt kein Mädchen die Schule abschliessen. Die Mädchen haben einen Schulweg von bis zu 10 km und werden auf diesem Weg von «Challenges» bedroht, sprich ab dem geschlechtsreifen Alter werden die meisten von ihnen schwanger…und damit ist auch ihre schulische Ausbildung zu Ende.

Wir wurden vom neuen Schuldirektor Paul und der gesamten Lehrerschaft sehr herzlich begrüsst und uns wurde wiederum die Notwendigkeit einer Lösung für das Problem der «Challenges» vor Augen geführt. Aus diesem Grund haben wir auch entschieden, dass das Projekt für den diesjährigen Bazaar 2017 ein Lernzentrum mit Übernachtungsmöglichkeiten für Massai Mädchen wird.

Potentielle Nutzniesserinnen des Bazaar 2017 - Massai Mädchen aus Iloshion

Mädchen aus der Schule von Iloshion

Nach einer «Massai – Taufe» traten Manuela und ich neu als Nashipae und Nasaru unseren Rückweg nach Nairobi an. Nach vier Stunden Staubpiste und zwei Stunden Asphaltstrasse kamen wir dann am Flughafen Nairobi an, wo wir uns von Giorgio und Eleonora verabschiedeten.
Eine kurze Flugstunde brachte uns dann zum Flughafen Kilimanjaro in Tansania, wo wir bereits von einem Fahrer des «More-Than-A-Drop» Bed & Breakfest erwartet wurden. Wir freuten uns sehr auf ein Wiedersehen mit Nicola, die seit 1.5 Jahren die Hotelfachschule des B&B leitet. Finanziert wird das wirklich tolle und spannende Projekt von der schweizerischen MoreThanADrop-Foundation.

Freude über das Wiedersehen mit Freundin und Schulleiterin der Hotel- und Gastroschule More-Than-A-Drop in Moshi – Nicola!

Ein Besuch beim Projekt Born To Learn von Sam hat wieder sehr inspiriert und vor allem beeindruckt, was man mit viel gutem Willen und Entschlossenheit und natürlich Spenden ausrichten kann.

Eine 1.5 tägige Safari im Arusha National Park bildete den Abschluss unserer kurzen Reise nach Afrika. Hier machten wir die Bekanntschaft von Mokili, einem jungen Massai, der dort als Führer arbeitet und uns sofort positiv durch sein enormes Wissen bzgl. der lokalen Flora und Fauna aufgefallen ist. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und er erzählte uns, dass er das jüngste von 13 Geschwistern sei. Zufälligerweise kam er mit einem amerikanischen Paar in Kontakt, welches ihm die Ausbildung zum Guide finanzierte. Seine Freunde rieten ihm damals, doch mit dem Geld ein Haus oder Kühe zu kaufen. Mokili hingegen argumentierte seinen Freunden gegenüber, dass das Haus abbrennen können und die Kühe sterben könnten. Deshalb absolvierte er seine Ausbildung und kann heute so seine Familie ernähren und auch seinem Dorf gute Dienste erweisen. Nashipae und Nasaru waren derartig fasziniert von diesem intelligenten und engagierten jungen Mann, dass wir ihm spontan den Auftrag für die Entwicklung eines Produktes erteilten, das wir gerne am Bazaar 2017 vorstellen und verkaufen werden.

Voller neuer Eindrücke und extrem motiviert, traten wir dann unseren Heimweg nach Zürich an mit der Gewissheit: «We will be back!».