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Wie ein Fahrrad das Leben einer Familie verbessern kannFeatured

Grosszügige Spende ermöglicht Kauf von Fahrrädern für benachteiligte Kinder in Kambodscha

Seit Jahren arbeiten die ngo avec und die WeCare-Association eng zusammen. Die ngo avec betreibt seit einiger Zeit ein Schulprojekt in zwei Schulen von Battambang. Diese beiden Schulen werden regelmässig von Vertretern der ngo avec besucht, die dann jeweils Hilfsgüter an die ebenfalls anwesenden Eltern der unterstützten Kinder verteilen. Ziel ist es durch die Hilfsgüter für die Eltern einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, ihre Kinder regelmässig in die Schule zu schicken. Dieses Projekt ist sehr erfolgreich und die Autorin dieses Artikels war selbst auch bereits mehrfach vor Ort bei der Verteilung der Hilfsgüter anwesend.
Ende 2021 erhielt die WeCare-Association eine grosszügige Spende der Diethelm Foundation und in Absprache mit Theavy Bun und Patrik Roux haben wir uns darauf geeinigt, einen Teil der durch das Schulprojekt unterstützten Kinder noch zusätzlich mit Fahrrädern auszustatten.

Das Schulprojekt unterstützt insgesamt 100 Familien, aber Theavy Bun hat sich dafür ausgesprochen, nur den Schülern ein Fahrrad zu geben, die auch regelmässig die Schule besuchen und dort auch hart arbeiten.
Daraus ergab sich dann ein Bedarf von 77 Fahrrädern plus 12 Fahrräder, die für die Kinder des Safe House in Battambang benötigt wurden. Darüber hinaus wurden alle 89 Fahrräder mit Schlössern ausgestattet.
Zusätzlich wurden zwei Mopeds für zwei ältere Mädchen aus dem Safe House gekauft, die bereits eine Universität besuchen.
Ein Fahrrad ist heutzutage für Kinder in der Schweiz eigentlich nichts Besonderes. Nicht so in einem Dritte-Welt-Land wie Kambodscha.
Was bedeutet ein Fahrrad für ein kambodschanisches Kind?

  • Das Kind kommt schneller in die Schule.
  • In Kambodscha ist ein Fahrrad nicht nur ein Transportmittel für ein Kind, sondern es kann auch der Bruder/die Schwester oder ein anderes Kind aus dem gleichen Dorf in die Schule mitgenommen werden.
  • Die Empfänger der Fahrräder weisen eine geringe Absenzenrate aus. Dadurch werden sie zu Vorbildern für die anderen Kinder, die dadurch hoffentlich auch weniger Fehlstunden produzieren.
  • Der Besitz eines Fahrrades macht es diesen Kindern auch leichter, die von der ngo avec angebotene Zusatzausbildung in den Bereichen Englisch und EDV zu besuchen. Das Ausbildungszentrum auf dem Gelände der ngo avec liegt sehr abgelegen und ist nur zu Fuss, per Fahrrad oder per Auto erreichbar. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel.
  • Die Fahrräder erlauben es den Schüler dann später eine Sekundarschule in Battambang zu besuchen, die auch nicht zu Fuss erreichbar ist, da sie zu weit entfernt sind und nein, auch hier gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel.
  • Ein Fahrrad in der Familie nützt der ganzen Familie. So kann z. B. die Mutter damit auf den Markt oder in die Stadt fahren, um einzukaufen oder Medikamente für ein erkranktes Familienmitglied zu besorgen.
    Die Vergabe von diesen Fahrrädern verstärkt auch noch die Botschaft der ngo avec in Bezug auf die Notwendigkeit und Nützlichkeit eines regelmässigen Schulbesuchs. Wer sich in der Schule mehr anstrengt und hart arbeitet, bekommt mehr als die anderen, die sich nicht bemühen.
    Die offizielle Übergabe fand unter Anwesenheit der Eltern und lokaler Politprominenz auf dem Gelände der ngo avec in einem feierlichen Akt statt.
    An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlich bei der Dietrich Foundation für ihre grosszügige Spende bedanken. Ohne diesen Beitrag wäre die Umsetzung dieses Projektes nicht möglich gewesen.
Kambodscha

Freud und Leid in Kambodscha

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause ging es am 13.3.2022 mit der Singapore Airlines nach Singapur und dann weiter nach Siam Reap. Nach einem unvergesslichen Antigen-Test am Flughafen wurde ich am Ausgang freudig von Theavy Bun und Patrik Roux empfangen. Bei meinem Besuch im Februar 2020 war ich die letzte und jetzt wieder die erste Besucherin aus Europa nach zwei Jahren. Die Autofahrt nach Battambang verlief wie im Fluge, und zwar nicht nur weil sie wegen der neugebauten Autobahn nun eine Stunde kürzer ist, sondern da wir uns jede Menge zu erzählen hatten.

„Schultage“

Das dichte Programm für die Woche begann am nächsten Morgen. Bei unserer Ankunft im Safe House, waren die drei Assistentinnen Thida, Lida und Sanya – gemeinsam mit den großen Kindern – bereits beim Beladen des Kleinlasters für die Chrapkrasang Primarschule. Zum ersten Mal seit dem Beginn der Pandemie durfte wieder ein sogenannter „Schultag“ durchgeführt werden. Dieses Programm betreibt die NGO AVEC seit einigen Jahren und es geht darum, sicherzustellen, dass Kinder aus armen Verhältnissen regelmäßig in die Schule gehen. Dazu sichert sich AVEC die Unterstützung seitens der Lehrerschaft, indem diese mit Unterrichtsmaterial und einem kleinen Zustupf motiviert werden. Die Schule verteilt Vouchers an die unterstützten Schüler und übernimmt auch die Kommunikation mit den betroffenen Eltern, die an diesem Tag präsent sein müssen.

Die Schüler und Eltern sitzen getrennt am Boden und jeder wird aufgerufen und die Anwesenheit kontrolliert. Dann werden die Kinder mit besonders vielen Fehltagen aufgerufen und deren Eltern müssen ihre Abwesenheit erklären. Theavy betont die enorme Wichtigkeit des Schulbesuchs und im Anschluss bekommt jede Familie 6 Flaschen Soja – und Fischsauce, einen Karton Nudeln und 10 kg Reis. Die Schüler werden mit einer Tasche, Schuluniform, Jause, Seife und Schreibutensilien inklusive Heften ausgestattet.
Obwohl ich bereits vor zwei Jahren an so einem Anlass teilgenommen habe, bin ich auch dieses Mal von der perfekten Organisation begeistert, die dafür sorgt, dass die Verteilung an über 100 Schüler und Eltern wie am Schnürchen abläuft.

Nach unserer Rückkehr ins Safe House verbringe ich den Nachmittag mit dem Aufräumen unseres Femmes des rizières Archivs.
Am nächsten Morgen ging es in die Salabalat Primarschule, die auch von den Kindern des Safe House besucht wird.

Besuch in den Dörfern

Das Ehepaar Roux besucht immer wieder die Familien der unterstützten Kinder zuhause, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Da die WeCare-Association vor kurzem eine Spende für die Unterstützung von drei Familien bekommen hat, besuchten wir potenzielle Empfänger. Patrik und Theavy geht es um Nachhaltigkeit bei der Verwendung von Spendengeldern. Deshalb verwenden sie viel Zeit und Energie für die Auswahl der Begünstigten. Konkret geht es darum, geeignete Familien für den Bau eines Hauses auszuwählen. Eines der Kriterien ist, dass die Familie im Besitz des Landes ist, auf dem gebaut werden soll. Ist dies nicht der Fall, dann würde der Besitzer des Landes recht schnell Anspruch darauf erheben. Aus diesem Grunde fielen die ersten beiden leider durch den Rost, auch wenn es furchtbar anzusehen war. Es handelt sich um zwei Familien, in denen querschnittsgelähmte Personen leben. Der 50jährige Familienvater ist gelähmt und vegetiert auf einer Pritsche. Man hat ihm mit einem Schal eine Metallschüssel umgebunden… seine 92-jährige Mutter kauert in einem Verschlag vor der Hütte und isst. Ein kleiner Erfolg: Beim letzten Besuch von Theavy und Patrik lag die alte Frau schutzlos an der prallen Sonne… und wir sprechen von Temperaturen um 35° Celsius und mehr. Der leider nicht besonders aktive Enkelsohn hat daraufhin diesen Verschlag für die Großmutter errichtet. Wir haben Reis, Nudeln und Sojasauce gebracht. In der nächsten Familie gibt es eine querschnittsgelähmte Frau und Mutter von 8 Kindern, die ohne Unterlage auf einer Pritsche aus Holz liegt. Sie wohnt in der Hütte ihrer Schwester, unter der Pritsche liegen die Exkremente der Frau und sie ist vollkommen apathisch. Einer ihrer Töchter ist da und kocht für die anwesenden Familienmitglieder. Die ganze Situation ist furchtbar.

Der nächste Stopp ist eine Familie mit 5 Jungen, die von Theavy und Patrik eigentlich als Empfänger für eine von uns gebaute Hütte in Erwägung gezogen worden waren. Die Familie hatte ursprünglich einen guten Eindruck gemacht, da ihr offensichtlich das Land gehört, wo sie wohnen und der Vater eine fixe Arbeit hat. Die Mutter war allein mit den Kindern zuhause und bereits jetzt zeigt der älteste, achtjährige Sohn Zeichen von Rebellion und Unfolgsamkeit – es ist schwer zu beschreiben, aber wir hatten alle drei den Eindruck, dass hier etwas ganz massiv schiefläuft. Theavy hatte bereits versucht Informationen über die Familie einzuholen und dabei festgestellt, dass es über die Mutter einige nicht sehr erfreuliche Gerüchte gibt. Theavy und Patrik bleiben dran und werden die Familie weiter begleiten.

Besuch auf dem Müllplatz

Bei unserer Rückkehr in das Safe House wird der Kleintransporter neu beladen, denn am Nachmittag steht ein Besuch bei den Leuten auf der Müllhalde an. Insgesamt 32 Familien wohnen auf dem Gelände einer Müllentsorgungsfirma und ich war bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren auf die furchtbaren Lebensumstände dieser Menschen aufmerksam geworden. Deshalb hatte sich die WeCare-Association entschlossen, diesen armen Familien eine Notfallpaket zu spenden. Bei einer Temperatur von ca. 35°C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit fuhren wir dann zur Halde, wo sich die Familien dann sofort um uns scharrten und beim Abladen der gespendeten Güter halfen. Auch hier hatten Theavy und ihr Team im Vorfeld Voucher ausgeteilt, um sicherzustellen, dass die Hilfsgüter an die richtigen Personen kommen.

Die Familien setzten sich auf den Boden und wir verteilten schwitzend mit Masken Nahrungsmittel, Waschschüsseln, Aufbewahrungsboxen, Moskitonetze, Decken und Matten. Somit haben wir zumindest für die nächste Zeit das Leben dieser Menschen etwas Erträglicher gestalten können. Im Anschluss wurden wir noch eingeladen, die Behausungen der Familien zu besichtigen. Da es am Vorabend geregnet hatte und im Inneren der Hütten oft nur Lehmboden ist, war dieser aufgeweicht und die Feuchtigkeit war deutlich zu riechen. Es ist sehr deprimierend zu sehen, wie manche Menschen leben müssen.

Samlot

Der folgende Tag brachte eine schöne Abwechslung: Wir fuhren ins 84 km entfernte Samlot, um dort eine Absolventin der Schneiderausbildung von avec zu besuchen, der wir dort die Selbständigkeit finanziert hatten. Die junge Frau betreibt jetzt auf dem Grundstück ihrer Eltern ein Schneideratelier und nebenan hat ihre ältere Schwester einen Kosmetiksalon. Die jungen Frauen machten einen zufriedenen Eindruck und ihre Geschäfte scheinen zu laufen. Die ältere Schwester freute sich sehr auf ihre bevorstehende Hochzeit in der darauffolgenden Woche und die ganze Familie war bereits im Vorbereitungsstress.

Der Rückweg führte uns durch eine wunderbar grüne Landschaft, in der es viele Maniokplantagen, Mangobäume und Cashew Bäume gibt. Diese Gegend ist unglaublich fruchtbar!

Die nächsten beiden Tage verbrachte ich gemeinsam mit Theavy im Atelier, wo wir an neuen Produkten für Femmes des rizières arbeiteten.

Siam Reap

In der Zwischenzeit stiegen die Aufregung und Vorfreude bei den Kindern im Safe House, da der geplante Ausflug nach Siam Reap immer näher rückte. Vor allem die kleineren Kinder hatten bereits seit Tagen ihre Kleider für die Reise vorbereitet. Endlich war es so weit! Der gemietete Bus für einen Großteil der Mitreisenden war da und wurde vollgepackt. Die Kinder, die unter Reisekrankheit leiden, wurden auf die Ladefläche des Pickups gesetzt, um frische Luft zu haben.

Wir kamen gegen Mittag in Siam Reap an und gingen gleich zum Mittagessen. Es ist unglaublich, wie sich Siam Reap in zwei Jahren verändert hat. Es wurden sehr viele Geh – und auch Fahrradwege gebaut. Allerdings sind auch mehrere Hotels und Restaurants geschlossen worden. Vor allem die großen Buffetrestaurants mit traditioneller Tanzvorführung, welche vor Corona große Touristengruppen empfingen, mussten schließen und werden so schnell auch nicht mehr öffnen.

Dieser erste Eindruck von fehlenden Touristen bestätigte sich auch beim Besuch von mehreren Tempeln an den beiden Tagen unseres Aufenthalts in Siam Reap. Man trifft nur vereinzelt auf ausländische Touristen und es sind mehr kambodschanische Besucher vor Ort. Das hat katastrophale Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, die dringend auf Devisen angewiesen ist.

Ein Highlight für alle war der Besuch eines lokalen Buffetrestaurants, in dem sich die Kinder nach Herzenslust die Bäuche vollschlagen konnten. Unbezahlbar, der Anblick dieser strahlenden Kinderaugen die freudig und stolz ihre „dicken“ Bäuche präsentierten und ihr Wohlgefühl zum Ausdruck brachten.

Immer wieder erstaunt mich auch die unglaubliche Disziplin und Konsequenz, die Theavy und Patrik bei der Erziehung der Kinder an den Tag legen. Dies zeigt auch Wirkung: Bei unserer Rückkehr ins Hotel, sprangen die Kinder noch in den Pool. Es waren zwar außer uns nur wenige andere Gäste im Hotel, aber die Kinder wurden doch angehalten sich ruhig zu verhalten. Es waren circa 25 Kinder im Pool und man hörte… nichts!

Ein Besuch der zentralen Pub Street am nächsten Abend brachte wieder strahlende Gesichter, da wir alle auf ein Eis einluden. Aber: Die Anzahl der am Abend belebten Straßen ist innerhalb von zwei Jahren auf eine gesunken. Hier sind einige wenige Restaurants und Bars geöffnet und kämpfen mit lauter Musik um die Aufmerksamkeit der wenigen Touristen. Es wird noch lange dauern, bis der Tourismus sich hier wieder erholt.

Abschied

Traurig war der Abschied am nächsten Tag nach einer sehr intensiven und aufregenden gemeinsamen Zeit. Die Kinder überhäuften mich mit liebevoll selbstgebastelten Geschenken und vor allem aber mit strahlenden Blicken und jeder Menge Umarmungen.


Der Taxifahrer bat mich um ein gemeinsames Foto, da ich für ihn nach mehr als 2 Jahren die erste Kundin war, die er zum Flughafen brachte. Der Flughafen selbst war fast menschenleer und es waren gerade mal zwei Flüge auf der Anzeigetafel: Mein Flug nach Singapur und ein Flug nach Phnom Penh.
Fazit: Ich komme sicher wieder und diese ohnehin armen Menschen werden noch lange an den Konsequenzen der Corona-Beschränkungen leiden. Außerdem bin ich enorm dankbar, dass ich die Möglichkeit habe so intensive Begegnungen zu erleben und dass ich dazu beitragen kann für einige Kinder unvergessliche Erinnerungen zu schaffen, die ihr Selbstwertgefühl stärken und die ihnen niemand mehr nehmen kann.

Femmes des rizières Kambodscha

Mein Freiwilligeneinsatz in Kambodscha für Femmes des Rizières – ein wunderbarer Erfahrungsbericht von Gabrielle Friedmann

Eine Geschichte über Mode…
Eine Geschichte über Menschlichkeit und Menschwerdung
Eine Geschichte über Liebe und Teilen
Kurz : Eine wunderbare Geschichte

Heute endet mein fünfmonatiger Freiwilligeneinsatz als erste Designerin für die Marke «Femmes des Rizières», die von der NGO avec in Kambodscha gemeinsam mit der WeCare-Association konzeptioniert und entwickelt wird.
Anfang Juli 2018 habe ich mich auf die Reise nach Kambodscha gemacht; vor dem Beginn dieses Abenteuers hatte ich mir schon ganz viele Gedanken gemacht und mein Kopf schwirrte vor lauter Ideen, ich habe versucht mir auszumalen, wie es wohl sein würde und auch geträumt….Da ich von Natur aus optimistisch bin, hatte ich so idyllische Bilder im Kopf, dass selbst ich sie nur zur Hälfte glaubte. Allerdings hatte ich mich in dieser Beziehung getäuscht, da ich mir nicht einmal im Traum hätte vorstellen können, wie aussergewöhnliche dieser Einsatz werden würde.
Bei meiner Ankunft im Safe House der NGO avec in Kambodscha habe ich mich in einer paradiesischen Oase wiedergefunden, in deren Schutz die 34 Kinder und 3 Ersatzmamas in den letzten 10 Jahren eine neue Heimat gefunden haben – und zwar fernab von den Gefahren, den Ungerechtigkeiten und der Angst, die diese Kinder in einem früheren Leben erfahren mussten.
Zwischen mir und den Kindern ist der Funke sofort übergesprungen und in den fünf Monaten meines Aufenthalts dort haben wir viel Spass miteinander gehabt, viel gelacht und auch viele Teller mit unglaublich scharfen Speisen – die mich manchmal auf eine harte Probe gestellt haben – ausgetauscht.
Im direkten Kontakt mit diesen Kindern ist mir klar geworden, dass man auch Menschen, die nur sehr wenig haben, eines nicht wegnehmen kann: Die Freude. Das ist eines der Dinge, die man nicht mit Geld kaufen kann und die man auch nicht verliert. Sie kann einem kurzfristig abhandenkommen, aber sie ist nie weit weg, immer irgendwo im Inneren des Menschen versteckt.
Darüber hinaus glaube ich, dass einer der Gründe für die Magie des Safe Houses der NGO avec darin liegt, dass man bei der Ankunft innerhalb der Mauern zuallererst diese Freude vernimmt.
Dann. Mein Abenteuer als Frau von den Reisfeldern…
Am Anfang waren die Schneiderinnen und Modellzeichnerinnen, der Name der Marke, das Logo und mehr guter Wille als ich je gesehen habe.

Die Schneiderinnen, die vor allem auch Frauen von den Reisfeldern sind, haben eine inspirierende Kraft. Sie sind jung, schön und haben oft mindestens zwei Kinder, und sie kämpfen wie Löwinnen ums Überleben im jetzt – wobei sie dabei nie das Lächeln beim Gedanken an das morgen verlieren.
Gemeinsam haben wir eine Kollektion bestehend aus 27 Modellen, jedes davon in 2 oder 3 Farben, erschaffen. Eine gigantische Leistung!! Jedes Mal, wenn ich an diese Kollektion denke, werde ich von Freude übermannt.
Abschliessend möchte ich meinen ehemaligen Kolleginnen noch folgende Worte mitgeben: Ihr Frauen von den Reisfeldern seid wunderschön und wie Apsaras, diese Göttinnen der Weiblichkeit mit ihrer unglaublichen Stärke und ihrem Leuchten. Ich bedanke mich bei euch vieren für diese fünf intensiven Monate: Wir haben viel gearbeitet, dabei aber auch viel gelacht und ich habe es geliebt!
Und ich hoffe natürlich, dass dieses Projekt von Erfolg gekrönt wird, d.h. dass das Ziel jungen Khmer Frauen eine fixe und fair bezahlte Arbeit zu geben auch erreicht werden wird. Diese Frauen verdienen es wirklich!
Nicht zuletzt möchte ich Susi (WeCare-Association) und Theavy und Patrik (NGO AVEC) erwähnen, die drei Schutzengel der gesamten Mission und aller Personen, die ich getroffen habe – und ich habe viele Personen getroffen! Ohne euch drei wäre diese Mission nicht so aussergewöhnlich gewesen. Lustig, offen, geduldig und interessant… ich höre hier auf, denn Patrik hat mir oft gesagt, dass zu viele Komplimente langweilig sind😉. Ich betrachte es als grosses Glück, euch drei getroffen zu haben und vor allem, dass ich die Möglichkeit hatte zur Entwicklung dieses Projektes gemeinsam mit euch beizutragen.
Abschliessend möchte ich mich bei allen wunderbaren Menschen bedanken, die ich in den letzten fünf Monate kennengelernt habe. Ich reise ab stolz auf all unsere Bemühungen und unsere Ergebnisse. Es war eine wunderbare Geschichte und ich bin völlig überwältigt.

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Femmes des rizières – Ein typischer Tag im Leben von Sophan

Kurz vor der Lancierung des sozialen Labels “Femmes des rizières” möchten wir gerne die Gelegenheit nützen, um diese Femmes des rizières – die Frauen von den Reisefeldern – vorzustellen, die als Inspiration für die Schaffung dieser Marke dienen.

Sophan ist eine 25jährige Khmer. Sie lebt mit ihren beiden jüngeren Schwestern seit 2010 im Safe House in Battambang. Gemeinsam mit 14 anderen Mädchen teilen sie ein Zimmer. An einem typischen Tag stehen sie zwischen 05:00 und 05:30 Uhr auf, um noch mit den jüngeren Mädchen Hausarbeiten zu machen bevor sie in die Schule gehen. Sophan hat vor vier Jahren ihren Schulabschluss gemacht und studiert jetzt bereits im dritten Jahr an der Universität von Battambang Wirtschaft mit dem Hauptfach Management. Im Safe House besucht sie auch die dort angebotenen Computerkurse jeweils am Morgen und am Nachmittag. Darüber hinaus ist sie als Englischlehrerin für die jüngeren Kinder tätig. Sie versucht ihre Unterrichtsstunden spannend und abwechslungsreich zu gestalten und deshalb wird bei ihr auch immer getanzt, gesungen und gespielt – natürlich auf Englisch! Am Wochenende arbeitet sie mindestens zwei Stunden an ihren Englischkenntnissen. In ihrer Freizeit macht sie gerne ausgedehnte Fahrradtouren in die Reisfelder oder sie hängt auch gerne einfach mit ihren Freundinnen aus dem Safe House ein bisschen ab. Sie ist eine sehr talentierte Fotografin und eine richtige Leseratte. Ausserdem spielt sie gerne Volleyball. Ihre jüngere Schwester ist 22 Jahre alt und studiert ebenfalls bereits, wobei sie als Hauptfach Englisch gewählt hat. Sie arbeitet auch bereits als Englischlehrerin im Safe House. Die jüngste Schwester ist sehr schüchtern und besucht noch die Schule. Sie zeichnet und tanzt gerne. Sophan sagt, dass sich alle drei seit ihrer Ankunft im Safe House sehr verändert haben und sie sind zwischenzeitlich zu reizenden, intelligenten und gut ausgebildeten jungen Frauen herangewachsen, die zielstrebig in Richtung einer besseren Zukunft gehen.

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The making of „Femmes des rizières“

Das Konzept von « Femmes de rizières» wurde bereits 2017 entwickelt. Die Idee war es eine Marke zu schaffen unter der die Arbeiten aus dem Schneideratelier des Safe Houses von Battambang kommerzialisiert werden können. Das Schneideratelier gibt es nun bereits das vierte Jahr und bis jetzt haben rund 40 jungen Frauen ihre Ausbildung zur Schneiderin erfolgreich abgeschlossen.Ziel ist diesen jungen Frauen eine berufliche Selbständigkeit zu ermöglichen, bei der sie genügend verdienen, um finanziell unabhängig zu sein.

Sobald es ein Konzept gibt, muss diesem auch dementsprechend Energie und Leben eingehaucht werden, dh man muss anderen Menschen in die Entwicklung involvieren und Fakten und Aktivitäten schaffen. Neben zahlreichen anderen Herausforderungen, waren wir anfangs vor allem mit den zwei Hauptproblemen beschäftigt: wir hatten keinen Designer und auch keinen Stoff.

In einem nächsten Schritt wurde das Anforderungsprofil an einen Designer und die dazu passende Jobbeschreibung erarbeitet und online gepostet. Angesichts der Anzahl an hochqualifizierten Bewerbungen, die wir erhielten, waren wir überwältigt. In weitere Folge organisierten wir Einzelinterviews via Skype mit einer Auswahl an Kandidaten. Schnell wurde klar, dass Patrik und ich uns 100%ig einig waren und wir entschieden uns für Gabrielle. Für mich war es fast ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick. Die natürliche und fröhliche Art von Gabrielle überzeugte mich. Die Klärung aller praktischen Details erfolgt rasch und nach einem kurzen Briefing und erstem Treffen, flog Gabrielle am 5. Juli 2018 nach Kambodscha.

Am Flughafen Siam Reap wurde sie von Sophan Phoeun willkommen geheissen. Sophan lebt und arbeitet im Safe House und war von uns als Dolmetscher und Guide für Gabrielle ausgesucht worden.

Gabrielle lebte sich sehr schnell in ihrem temporären Heim ein und stürzte sich mit viel Elan in die grosse Aufgabe vor ihr.

Bereits nach einer Woche präsentierte sie die ersten Inspiration Boards für Produkte und Techniken. Insbesondere das Färben mit Pflanzen und Blättern hatte es ihr angetan. Einige Tage lang verbrachte sie mit diversen Versuchen und Tests und die ersten Ergebnisse waren gar nicht schlecht. Es folgte auch bereits die Produktion von ersten Prototypen.

 

 

Gabrielle fuhr dann gemeinsam mit Sophan in die Hauptstadt Phnom Penh, um das Land, die Kultur, die Landschaft und die Menschen Kambodschas besser kennen zu lernen. Darüber hinaus waren sie dort auch auf der Suche nach Stoffen.

Inspirationsquellen für Gabrielle waren die Reisfelder, die farbenfrohen Märkten und die Schönheit der Frauen auf den Reisfeldern, die sie an die schönen kambodschanischen Apsaras – halb Göttinnen und halb Tänzerinnen erinnerten. Einige der Adjektive, die Gabrielle für den Stil der «Femmes des rizières» verwendet, sind: weiss/luftig, lässig/elegant, handgemacht, frisch und natürlich.

Das Handgemachte ist natürlich mitten im Kern der Marke als es das erklärte Ziel ist, junge Schneiderinnen eine bessere Zukunft und eine Perspektive auf finanzielle Unabhängigkeit und damit verbundener Autonomie zu geben. Sie sollen ihre Familien ernähren und eigene Entscheidungen treffen können.

Gabrielle definierte dann auch die folgende Markeneinführung und die zukünftige Zielgruppe der Marke:

An alle Apsaras dieser Welt

Ähnlich wie die Nymphen, die Feen oder sogar die Engel, stehen die Apsaras für eine reine und zerbrechliche Weiblichkeit.

In früheren Zeiten verbrachten diese Göttinnen ihre Zeit mit dem Tanz, Lachen und Gesang und boten dabei der Welt die Möglichkeit ihre unglaubliche Schönheit zu betrachten. Doch die Zeiten haben sich geändert und die Apsaras haben sich angepasst. Studien, Arbeit, Reisen… in ihrem eigenen Interesse haben sie gelernt sich hin und wieder zu verstecken.

Aber sie haben nie aufgehört zu existieren… und dass wisst ihr, weil ihr seid sie – alle Frauen dieser Welt.

Ihr repräsentiert die neue und diskrete Schönheit, diese Zartheit von der man nicht genug bekommen kann, die Süsse dieses Planeten, die Apsaras des 21. Jahrhunderts.

Femmes des rizières…

Diese Marke ist für euch genauso wie für uns. Freundinnen, Mütter, Töchter, Schwestern oder Partnerinnen… diese Marke spricht von Frauen und von der geheimen Apsara, die jede in sich trägt.

Hier bei uns sind wir von Reisfeldern umgeben. Aber egal ob auf dem Strand, in den Bergen oder in der Wüste…. überall gibt es aussergewöhnliche Frauen.

Unsere Kreationen kommen von den Reisfeldern und richten sich an alle Frauen dieser Erde.

Gabrielle war äusserst beeindruckt von der Schönheit von Krama und sie entschied sich, dieses wunderbare und multifunktionale Kleidungsstück als integralen Bestandteil der Kollektion zu verwenden.

Unter Krama versteht man ein traditionelles, kambodschanische Kleidungsstück mit vielen Verwendungszwecken: es wird als Schal verwendet, als Schutz des Gesichts vor Staub und Sonne, als dekoratives Element oder auch als Baby-Hängematte…. Traditionellerweise weisen die Kramas eine Karomuster auf. Krama ist das nationale Symbol von Kambodscha.

Jetzt hat Gabrielle entschieden, ihren Aufenthalt in Kambodscha um weitere zwei Monate zu verlängern, um das Projekt wirklich vorantreiben zu können. Wir freuen uns sehr über ihre Entscheidung und werden euch über die weiteren Entwicklungen am Laufenden halten.

 

 

Femmes des rizières Kambodscha Safe House

Grossartige Neuigkeiten – Femmes des rizières!

We are so excited, we just can’t hide it!

Wir haben heute ganz grossartige Nachrichten für die Weiterentwicklung des Projektes «Femmes des rizières», welches jungen Frauen in Kambodscha eine Perspektive für eine selbstbestimmte Zukunft geben soll. Details zum Projekt gibt es hier. Wir sind sehr stolz, dass wir nun die Designerin für das Projekt präsentieren können. Es handelt sich um die talentierte Gabrielle Friedmann, die ab 5. Juli 2018 für drei Monate in Kambodscha die Grundlagen für die erste Kollektion der «Femmes des rizières» erarbeiten wird. Gabrielle ist 22 Jahre jung und Absolventin der bekannten Modeschule L’Atelier Chardon-Savard, wo sie mit einem Bachelor für Modedesign abgeschlossen hat. Ihre erste Designerfahrung sammelte sie beim Pariser Avantgarde Label «Minime» und zuletzt beim Skimodenhersteller «Black Crow» in Chamonix. Neben ihrer Leidenschaft für das Modedesign liebt sie Reisen, Wandern, Skifahren, Schreiben und Musik. Gabrielle interessiert sich sehr für Philosophie und Psychologie und hat vor kurzem die Edelsteintherapie für sich entdeckt.
Wir haben Gabrielle schriftlich schon einmal ein paar Fragen gestellt, damit sie sich selbst bei vorstellen kann – ausserdem wird sie drekte aus Kambodscha über den Projektfortschritt berichten.
Wir wünschen Gabrielle alles Gute und freuen uns schon auf ihre Vorschläge.

Und nun, lassen wir sie selbst zu Wort kommen:

Q: Kannst du dich kurz vorstellen?
A: Hallo, ich bin Gabrielle, ich bin aus Paris und 22 Jahre alt. Ich habe vor kurzem meine Ausbildung zur Modedesignerin am Atelier Chardon Savard abgeschlossen. Durch diese Ausbildung konnte ich viele verschiedene Aktivitäten rund um meine grosse Leidenschaft für das Modedesign gruppieren.
Q: Warum hast du dich für das Praktikum bei «Femmes des rizières» beworben?
A: Dieses Praktikum ist fast (oder ganz) das Praktikum meiner Träume, da es eine Menge Dinge enthält, die ich sehr mag: Kreation, Reise, ich habe eine Gelegenheit das Land Kambodscha kennen zu lernen, eine neue Kultur zu entdecken und dabei gleichzeitig an einem wunderbaren Projekt für einen Guten Zweck zu arbeiten.
Q: Was sind deine Ziele für Kambodscha?
A: Meine Ziele für Kambodscha sind, dass ich Ideen finde und Produkte schaffen kann, die die Identität der «Femmes des rizières» widerspiegeln. Die Produkte sollen sowohl kreativ, als auch qualitativ sein und die schöne Seele der Brand repräsentieren.
Q: Gibt es etwas, wovor du dich fürchtest?
A: Ich bin eher aufgeregt als ängstlich und kann es kaum erwarten bis ich am 5. Juli dort bin. Natürlich werde ich wahrscheinlich etwas nervös werden, sobald ich im Flugzeug sitzt, da es wirklich ein spannendes und neues Abenteuer für mich ist. Ich freue mich wahnsinnig!
Q: Was ist deine grösste Herausforderung?
A: Meine grösste Herausforderung ist die Zeit. Drei Monate vergehen schnell und ich muss kreativ und gleichzeitig effizient arbeiten.
Q: Was machst du in deiner Freizeit?
A: Das hängt von meiner Laune ab. Ich lese und zeichne (natürlich!) gerne, mache Schmuck, treibe Sport und liebe reisen….

Vielen Dank Gabrielle!

Hier schon mal ein paar Designs von Gabrielle

Internationaler Frauentag Kambodscha Safe House

Interview mit Theavy Bun

Die heute 35jährige Theavy Bun wurde 1982 in Battambang, Kambodscha geboren und leitet das von der NGO AVEC finanzierte Safe House in Battambang. Theavy ist seit 2004 im humanitären Bereich tätig. Sie ist eine besondere Frau und wir möchten mit ihrem Porträt anlässlich  des Internationalen Frauentages unsere Serie an Interviews mit starken Frauen beginnen. Unabhängig von MeToo und anderen Solidaritätsaufrufen, sind es auf der ganzen Welt genau diese starken Frauen, die einen Unterschied machen – und zwar für Frauen als auch für Männer. Es ist uns eine Ehre, dass Theavy sich spontan – und auch sehr kurzfristig – für ein Interview zur Verfügung gestellt hat:

Wie war deine Schulzeit?

Meine Schulzeit begann unter dem furchtbaren Regime der Roten Khmer und während meiner ersten drei Schuljahre wurden noch ganz viele Bomben auf die Stadt geworfen. Die Schule war extrem wichtig für mich, und ich war eine sehr fleissige und motivierte Schülerin, da ich aus einem sehr armen Umfeld stamme, welches stark vom Krieg betroffen war. Ich trug vier Jahre lang die gleiche Schuluniform, die nicht einmal einen Reissverschluss mehr hatte, wofür ich mich den ganzen Tag lang schämte. Unmittelbar nach meiner Matur begann ich zu arbeiten, um meinen Eltern zu helfen und mir eine Zukunft aufzubauen.

Warum hast du dich für die Arbeit im humanitären Bereich entschieden?

Ich war immer schon in Kontakt mit sehr armen Familien, die in einem sehr schwierigen Umfeld unmittelbar nach dem Genozid durch die Roten Khmer um das Überleben kämpften. Tief in mir drinnen, verspürte ich bereits damals den Wunsch, diesen verwitweten oder verlassenen Müttern, die sich tagtäglich abmühten, um ihre zahlreichen Kinder zu füttern, zu helfen. Sehr früh wurde mir bewusst, dass diese bittere Armut nur durch Bildung und Zugang zu Schulen bekämpft werden kann.

Was wolltest du werden als du noch ein Kind warst?

Ich wollte Ärztin werden, damit ich später meine Eltern pflegen hätte können.

Um wie viele Kinder kümmerst du dich?

Auf gewisse Art und Weise bin ich die Mama von den 38 Kindern, die permanent im Safe House leben. Die Kleinste ist 3 Jahre alt und die Grösste bereits 24 Jahre. Das ist auch der Grund, warum ich fast nie in die Ferien gehe – das ist eine Aufgabe, die mich voll und ganz in Beschlag nimmt und auch fast kein Privatleben zulässt. Glücklicherweise teile ich diese grosse Aufgabe und Verantwortung mit meinem Mann. Wir sind sehr froh, dass wir diesen misshandelten Kindern einen sicheren Ort bieten können.  Wir verlangen sehr viel von den Kindern und das ist uns bewusst,  aber ihre Zukunft liegt uns sehr am Herzen und die meisten von ihnen sind in der Schule auch sehr fleissig.

Darüber hinaus kümmere ich mich um den Schulbesuch von ca. 70 Kindern aus extrem armen Verhältnissen mit Eltern, die mehrheitlich Analphabeten sind. Wir betreuen diese Kinder, damit sie die bestmögliche Schulausbildung bekommen.

Weiters kümmern wir uns um ca. 20 Kinder in verschiedenen Dörfern, die bei einem Familienmitglied leben, damit sie eine weiterführende Schule besuchen können.

Ausserdem leben noch zehn junge Frauen im Safe House, die bei uns eine einjährige Schneiderlehre machen.

Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus?

Ich komme jeden Tag um 08:00 ins Safe House und bleibe dort bis um 20:00 Uhr – sieben Tag die Woche. Ich kümmere mich um die Organisation des Safe House aber auch um die kleinsten Kinder im Safe House. Ich nehme alle Mahlzeiten gemeinsam mit den Kindern ein, denn für mich ist es sehr wichtig, dass wir Zeit miteinander verbringen und dass ich mich mit den grösseren Kindern unterhalten kann – das sind sehr schöne gemeinsame Momente!

Dein grösster beruflicher Erfolg?

Ich bin sehr demütig, wenn es darum geht, etwas als einen Erfolg zu bezeichnen – denn bei der Erziehung von so vielen Kindern mit traumatischen Erlebnissen gibt es immer wieder Rückschläge. Man muss permanent an den Verletzungen arbeiten, die sie in der Vergangenheit erlitten haben. Was mir dazu sofort einfällt ist, dass es mir gelungen ist, ein Baby und ihre kleine Schwester aus der Hölle zu befreien in der sie lebten und ihnen Tag für Tag an der Aufarbeitung ihres Traumas zu helfen. Vor allem aber, dass sie ihr Lächeln wiedergefunden haben.

Deine grösste Herausforderung?

Die Veränderung der Mentalität der Kinder, die nicht motiviert sind und sich nicht anstrengen wollen, um sich selbst eine bessere Zukunft zu schaffen. Und natürlich auch den misshandelten Mädchen zu helfen, sich wieder aufzubauen und ihr Lächeln wieder zu finden.

Deine grösste Niederlage ?

Dass es mir nicht gelungen ist, einem Kind aus seiner Lage zu helfen und auch, dass ich mehrere kleine Mädchen nicht aus ihren schwierigen Umständen befreien konnte.

Was liebst du an deiner Arbeit am meisten?

Den Kindern gute Werte beibringen und sehen wie sie wachsen und auch wieder lebensbejahend werden. Es freut mich, wenn ich sehe wie die Kinder in die Schule gehen, und dass die meisten von ihnen eine weiterführende Schulausbildung machen wollen. Ich kenne die Geschichte von jedem dieser Kinder, diese unglaublichen Leidensgeschichten, die sie täglich erleben mussten bevor sie zu uns kamen. Ihr Erfolg in ihrem neuen Leben ist ein Stück auch unser Erfolg – der Erfolg der NGO AVEC und ihrer Spender, die darauf sehr stolz sind – und ich auch!

Dein grösster Wunsch an den Weihnachtsmann?

Dass die kambodschanischen Männer, die nach Thailand gehen, um dort zu arbeiten, nicht mehr ihre Kinder und ihre Frauen verlassen. Und dass die Menschen in Kambodscha nicht mehr ihre Abfälle am Strassenrand abladen – dann wäre Kambodscha noch viel schöner.

Deine Hobbies?

Gartenarbeit, Stickerei und Französisch lernen.

Ich arbeite sehr gerne im Garten, denn das beruhigt mich und erlaubt mir meine Gedanken zu ordnen und meine Probleme zu vergessen. Das ist meine Art der Meditation.

Theavy Bun

Theavy – immer mit einem Lächeln im Gesicht!

Afrika Kambodscha Kenia Kinder

Jahresrückblick 2017

Bevor der Monat Januar zu Ende geht, wollen wir noch einmal kurz auf das Jahr 2017 zurückblicken, welches einen Meilenstein in der Entwicklung unseres Vereins darstellt. Genau heute vor einem Jahr bin ich mit meiner Tochter nach Kambodscha gefahren, um dort das Safe House zu besuchen.

Es war eine sehr interessante, spannende und intensive Zeit mit der zauberhaften Theavy Bun und ihrem engagierten und sympathischen Mann Patrik Roux und natürlich mit den Kindern. Meine Tochter hat mit den Teenagern den Kleinen Prinzen von Antoine de Saint Exupéry auf Englisch gelesen und ihr Glückwunschkartenprojekt verfolgt.

Affen beobachten uns beim Fotografieren der Blumen im Tempel.

Die Motive der Glückwunschkarten von Annas Projekt mit den geflochtenen Glücks-Armbändern aus dem Safe House.

 

Ich habe mit Theavy am Femmes des Rizières Projekt gearbeitet, das zwischenzeitlich leider etwas ins Stocken geraten ist – das wir aber auf jeden Fall weiter bearbeiten möchten. Freiwillige Helfer zu diesem Projekt sind herzlich willkommen!

Auch meine Tochter Anna war sehr beeindruckt von ihrer Erfahrung im Safe House und ich möchte sie aus ihrem Praktikumsbericht zitieren: «Ich bin sprachlos. Armut ist relativ. Diese Kinder haben mir etwas gegeben, was ich gar nicht in Worte fassen kann und ich hoffe ich konnte ihnen auch so etwas geben. Sie fehlen mir, und ich hätte sie gerne näher kennengelernt. (…) Wenn ich nun andere höre, wie sie sich über etwas Materielles beklagen, merke ich, was für ein Luxus es ist sich darüber beklagen zu können.»

In den folgenden Monaten wurde fieberhaft an der Webseite gebastelt und die Vorbereitungen für den 10. Bazaar liefen an.

Am 07. Juli 2017 ging es dann nach Kenia für den Spatenstich des Baus des Massai Bauernhofes.  Hier gibt es auch unseren Reisebericht. Manuela und ich besuchten die Gemeinde Olpirikata, deren Bewohner 18 ha Land für das Projekt «Bauernhof» zur Verfügung gestellt hatten. Dort wurden wir sehr herzlich empfangen und wir versuchten, insbesondere den Männern vor Ort die Notwendigkeit der Übernahme von Verantwortung für den Bauernhof klar zu machen. Das Projekt «Bauernhof» ist bis jetzt sehr erfolgreich. Der Milchverkauf wurde von der Bevölkerung sehr gut angenommen und im November wurde auch bereits das erste Kalb geboren. Das zweite Kalb soll im März auf die Welt kommen  – wir sind schon sehr gespannt. Es fehlen noch verschiedene Bereiche des Bauernhofes, wie z. B. der Deich und die vollständige Bepflanzung. Die Erwartungen an die Verbesserung der Ernährungssituation der Bevölkerung durch den Anbau von Obst und Gemüse sind hoch. Auch soll die angebaute Aloe Vera dann kommerzialisiert werden und damit eine weitere potentielle Einnahmequelle darstellen.

Die nächste Station war Iloshion, wo wir uns für die Unterstützung des Projektes «Nasaru – Lernzentrum für Mädchen» entschieden.

Die Mädchen von Iloshion, die vom Nasaru Lernzentrum für Massai-Mädchen profitieren werden.

In Tanzania lernten wir dann Mokili kennen, der für uns diese wunderschönen Ponchos machte. Die Ponchos können um 120 Fr bei uns bezogen werden. Bei Interesse bitte Mail an hello@wecare-association.com.

Im November fand dann die 10. Ausgabe des Susi’s Bazaar statt und wir konnten mit den Satelliten-Veranstaltungen dazu insgesamt 80.000 Franken erzielen. Ein grosses Danke an alle Spender und Teilnehmer!

 

 

Für 2018 haben wir ganz viel vor, so wollen wir ein Stipendien Programm für talentierte Studenten lancieren, die wir fördern und an passende Paten vermitteln wollen. Ausserdem möchten wir gerne in Kenia Ausbildungsplätze nach Schweizer Modell (Hotelfachschule) schaffen. Darüber hinaus muss natürlich das Projekt Nasaru umgesetzt werden.

Einen weiteren Anlass gibt es am 1. März 2018, dann findet nämlich im Weissen Wind in Zürich eine Aufführung des extrem erfolgreichen Einpersonenstücks «Caveman» zugunsten der WeCare-Association statt. Tickets und Info gibt es hier.

Es wird ein spannendes Jahr!

Kambodscha Safe House

Schneiderateliers

Am 16. November 2017 fand bereits zum dritten Male die feierliche Übergabe der Abschlusszertifikate der Schneiderlehre statt. Insgesamt 15 Absolventinnen nahmen ganz stolz ihre Diplome entgegen, die von ihren Lehrerinnen und Theavy Bun übergeben wurde.

Die Mädchen nahmen voller Stolz und teilweise auch sehr schüchtern ihre Abschlusszeugnisse entgegen.

Im Anschluss daran präsentierten sie sich in ihren Abschlussarbeiten, nämlich in wunderschönen gelben und orangen Kleidern.

Theavy hat sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt und für den Grossteil der Mädchen eine passende Arbeitsstelle gefunden. Theavy hat für 10 der 15 Diplomierten eine Anstellung gefunden. Eine weitere wird sich selbstständig machen und zwei werden ihre Ausbildung vertiefen. Zwei weitere junge Frauen müssen sich um ihre Familien kümmern. Bravo Theavy!!! Das Projekt wurde 100% von der Fondation Le Solstice finanziert – toll!

Kambodscha Kinder Safe House

Tag der Sonnenbrille

Der Tag der Sonnenbrille wurde vom The Vision Council, der Vereinigung für die Förderung der Optischen Industrie, lanciert und findet weltweit immer am 27. Juni statt. An diesem Tag soll man sich die Wichtigkeit des Tragens von Sonnenbrillen zum Schutz vor UV-Strahlung vor Auge führen.  Der Mensch schützt sich bereits seit Urzeiten vor grellem Licht – früher mit Schutzmasken und Schlitzbrillen, später dann mit dunklen Gläsern.

Dunkle Gläser ohne UV-Filterwirkung schützen zwar vor Blendung, können allerdings in Bezug auf die UV-Belastung den Schaden noch erhöhen. Die Pupillen erweitern sich nämlich durch die Verdunkelung und dadurch kann noch mehr schädliche Strahlung ins Auge gelangen.

Die optimale Sonnenbrille blockiert den ultravioletten Strahlungsanteil des Sonnenlichts und vermindert den Streulichteinfall aufgrund ihrer Brillenglasgröße und -form sowie einem optimierten Brillengestell. Darüber hinaus erfüllen Sonnenbrillen als Kleidungsaccessoires zugleich Image- und Modeaspekte.

Karin Hartewig hat bereits 2009 eine Kulturgeschichte der Sonnenbrille auf dem Markt gebracht:

Am Anfang war sie nur ein Schutzschild, der die Augen vor Licht, Wind und Staub bewahrte. Dann wurde sie zum unentbehrlichen Accessoire des modernen Grossstädters und sportlichen Freizeitmenschen. Und seit mehr als fünfzig Jahren kennen wir sie als Klassiker der Verhüllung und Selbstinszenierung: die Sonnenbrille!
Berühmtheiten und Exzentriker gehen nie „oben ohne“ aus dem Haus. Für viele ist die Sonnenbrille sogar zum Markenzeichen geworden: Oder kann man sich Karl Lagerfeld, Heino, Jack O., Udo Lindenberg oder Warhol oben ohne vorstellen?  Auch die Helden des Alltags lieben das Accessoire mit dem Cool-Faktor. Und die Despoten dieser Welt wollen auf ihre dunklen Gläser ebenfalls nicht verzichten.
Egal ob verspiegelt, rabenschwarz, abgestuft getönt, in xxl-Format oder in der klassischen Tropfenform der Pilotenbrille – der Blickschutz ist inzwischen zur wahren Allzweckwaffe geworden. Die Sonnenbrille hält Paparazzi jeder Art auf Distanz, sie sorgt für das rote Teppich-Gefühl, und sie demonstriert Macht über andere.
Die Sonnenbrille ist Lichtschutz, Kultobjekt und Markenzeichen. Schon die Römer nützten farbiges Glas als Blendschutz. So schützte bereits Kaiser Nero (37 – 68 n. Chr.) seine Augen während Gladiatorenkämpfe im Kolosseum mit grünen Smaragden gegen die Sonne. Im 15. Jahrhundert kannte man bereits farbige Brillengläser als Schutz gegen die Blendwirkung der Sonne. Doch erst im Jahr 1752 erfand der englische Optiker und Konstrukteur James Ayscough Brillen mit Rauchglas als Lichtschutz für die Augen. Im 18. Jahrhundert waren dann vor allem Sonnenbrillen mit gelben, grünen, blauen oder roten Eingläsern beliebt. Frühe Sonnenbrillen verfügten teilweise über seitliche Schutzklappen aus Leder oder Stoff, um das seitliche Streulicht abzuhalten. Im 19. Jahrhundert stritten sich die Augenärzte über die beste Farbe. Heute weiss man, dass braune, graue und grüne Gläser die Farbwahrnehmung am wenigsten verfälschen. Bei anderen Glastönungen verändert sich die Wahrnehmung der Farben und das Gehirn benötigt eine gewisse Zeit, um die veränderte Farbwahrnehmung wieder zu neutralisieren.

Die Wirkung der Farben im Einzelnen:

Braun: Angenehm warmer Farbton, leichte Farbverfälschungen, filtert Blaulicht
Grau: Neutrale Farbwiedergabe
Grün: Leichte Farbverfälschung, Verstärkung des natürlichen Grüns
Gelb: Kontrasterhöhend (Schiessen, Skifahren), wegen Farbverfälschung im Verkehr ungeeignet
Blau, Rot, Violett: Manchmal geeignet, nicht in jeder Form.

Die Tönung der Gläser reduziert das sichtbare Licht. Die Stärke der Tönung hängt vom jeweiligen Anlass und Umfeld ab, in welchem der Sonnenschutz benötigt wird. Auf den UV-Schutz hat die Tönung keinen Einfluss.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde dann auch zunehmend die Schutzfunktion vor den schädlichen Folgen der UV-Strahlung in den Vordergrund gestellt. Die ersten Gläser mit einem wirksamen UV-Filter wurden bereits 1905 von Josef Rodenstock entwickelt, obwohl die schädliche Wirkung der UV-Strahlen erst 1908 durch den Schweizer Alfred Vogt empirisch nachgewiesen.

1937 lancierte die amerikanische Firma Bausch & Lomb die Brillenmarke Ray Ban – zu deutsch Strahlen-Blocker. Das erste Patent für eine Sonnenbrille der Marke Ray Ban basiert auf dem Prototypen einer Fliegerbrille, der für die Piloten der US-Armee entwickelt wurde. Dies erklärt auch die Namenswahl für dieses erste Modell, nämlich „Aviator“. 1939 wurde das Sortiment durch die Lancierung einer abgewandelten Form der Aviator für die Verwendung ausserhalb des Flugzeugs erweitert. Ein Schweissbügel sollte das Auge vor Schweiss schützen. Das wohl bekannteste Modell und wahrscheinlich auch die erste It-Brille war und ist die Wayfarer, die 1952 auf den Markt kam. Der Mythos als Kultbrille ist sicherlich durch die vielen bekannten Gesichter begründet, die in der Öffentlichkeit mit der Wayfarer auftraten: Buddy Holly, J.F. Kennedy, Bob Dylan oder Tom Curse sind nur einige davon. Unvergessen auch Audrey Hepburn als Holly Golightly in «Breakfast at Tiffany’s» mit sehnsüchtigem, Wayfarer-verschleiertem Blick vor dem Schaufenster des Nobeljuweliers Tiffany’s auf der New Yorker 5th Avenue.

Interessant ist auch, dass Ray-Ban-Brillen – als Vorläufer anderer Luxusprodukte – bereits sehr früh über ein ausgeklügeltes System an charakteristischen Merkmalen verfügten, die das Modell als Original auszeichneten. Dieses System wurde in der Zwischenzeit natürlich mehrfach überarbeitet. Heute bedeutet z. B. ein Diamant auf dem rechten Brillenglas, dass die Gläser besonders beschichtet wurden und kratzfest wie ein Diamant sind. Ein P bzw. P3 kennzeichnet die Polarisierung der Gläser.

Somit kam der modische Erfolg eigentlich eher zufällig, da die Ray-Bans eigentlich in erster Linie als Schutzausrüstung für Astronauten und Flieger konzipiert waren.

In den 60er Jahren erfolgte die Markteinführung der selbsttönenden (phototropen) Brillengläser. Diese Innovation beruhte auf einer Erfindung der Chemiker Stanley Donald Stookey und seinem Kollegen William Amistead. Diese Brillengläser reagieren auf UV-Strahlung und eignen sich insbesondere für Menschen, die ständig auf ihre Brille angewiesen sind. Eine weitere grosse Erneuerung stellte auch die Erfindung der getönten Kunststoffgläser für Sonnenbrillen von der Firma Rodenstock im Jahr 1986 dar.
Der italienische Sonnenbrillenhersteller Persol wollte in den 80er Jahren seinen technischen Ansatz besonders hervorkehren und nahm an verschiedenen Expeditionen teil, um die Leistungsfähigkeit und den Schutz für das menschliche Auge unter extremen Bedingungen zu testen. 1989 trug der Bergsteiger Enrico Rosso bei der Besteigung des Himalaya-Gipfels Kun (7077 m) im indischen Kaschmir als Schutz vor der Höhenstrahlung Persol – Brillen.

Ein Schutz der Augen ist natürlich nicht nur in grossen Höhen notwendig. Auch in Kambodscha ist es wichtig, dass die Augen ausreichend geschützt werden.

In diesem Sinne war es natürlich auch sehr hilfreich, dass die Firma Caveng Optik in Ilanz Sonnenbrillen für die Kinder im Safe House in Battambang zur Verfügung gestellt hat. Ein grosses Dankeschön an die Spender! Die Kinder tragen die Brillen stolz und haben sich sehr darüber gefreut!

Quellen:
https://www.kuriose-feiertage.de/tag-der-sonnenbrille-der-amerikanische-sun-glasses-day/
https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenbrille
http://www.optikschweiz.ch/de/themen/sonnenschutz
http://www.tagesspiegel.de/kultur/lichtschutzfaktor-die-geschichte-der-sonnenbrille/1563372.html
Karin Hartewig: Der verhüllte Blick. Kleine Kulturgeschichte der Sonnenbrille. Jonas Verlag, Marburg 2009. 152 S.